Von grossen und kleinen Bühnen

Von grossen und kleinen Bühnen

Die Band fing klein an. Inzwischen ist «Thirty-Thr33» schweizweit im Radio zu hören, spielt an Openairs und hat mehrere Singles und ein Minialbum veröffentlicht. Ein Gespräch über Vorbilder, Unterschiede zwischen Keller- und Openairkonzerten und «Kribbel-Gefühle» vor Auftritten.

Es ist ein schöner Frühlingstag in Schwarzenburg, Freitagabend kurz vor 18 Uhr. Vor dem Elternhaus, in dessen Keller sich auch der Bandraum befindet, ist bereits Janis Zahnd und wartet auf seinen Bruder Levin. «Wo bist du?», ruft er ihn an. Die anderen beiden Bandmitglieder seien leider verhindert, heisst es. Als Levin, ein paar Minuten später eintrifft, meint er lachend: «Sorry für die Verspätung. Wenn du zwei Minuten nach der vereinbarten Zeit einen Anruf erhältst, weil du noch nicht da bist, weisst du, dass du in der Schweiz lebst.» Das Interview kann beginnen. Oder besser gesagt die Unterhaltung. Denn wenn man mit den beiden ehemaligen Schwarzenburgern spricht, wirkt alles locker und ungezwungen.

Mainstream-Pop mit Rock verbunden
Im Jahr 2016 gab die Band mit dem Namen «Thirty-Thr33», die Zahl 33 auf Englisch, ihr erstes Konzert. Damals jedoch noch ohne Silas Boonstoppel, Gitarrist und Leadsänger, der erst seit Ende des Jahres 2018 dazugestossen ist. «Mit dem Bassisten, Roman Mischler, sind wir beide schon seit dem Sandkastenalter befreundet», erklärt Levin. Offiziell zählt die Band heute vier Mitglieder, wobei sie vom ehemaligen Gitarristen und Bandkollegen, Luke Meili, bei Liveauftritten zusätzliche Unterstützung erhalten. Doch zurück zum Namen: Dieser ist durch verschiedene Einflüsse geprägt. «Ausschlaggebend für die Wahl unseres Bandnamens war, dass wir als Kinder immer genau 33 Schritte bis zur Türklingel von Roman gehen mussten», stellt Levin fest. Die Jungs blieben dem Namen treu, obwohl er von der Musikbranche immer wieder kritisiert wurde. «Wir stehen zu unserem Namen. Als wir zu Beginn dieser Bandgeschichte von grossen Bühnen träumten, dachten wir noch nicht an irgendwelche Marketingstrategien. Wir sehen darin ein Statement, seinen Ursprung nicht zu verleugnen, nur weil es sich möglicherweise besser verkaufen könnte», sagt Levin bestimmt.

«Wir starteten mit College-Rock, haben also einen ‹Green Day-Background›», erläutert Janis und Levin ergänzt: «Mit der Zeit entwickelte sich ein eigener Stil. Bis man den gefunden hat, ist es ein Prozess, der Zeit braucht und der nie abgeschlossen ist. Unser Ziel ist aber, so viel Eigenes wie möglich reinzubringen.» Mittlerweile würden sie Rockelemente in Pop einfliessen lassen, damit es auch viele Leute anspreche, wenn sie im Radio gespielt werden. Wenn sie aber live auftreten, komme der College-Rock viel mehr zum Ausdruck. «Da spürst du wieder die Einflüsse von ‹Green Day›», gibt Levin grinsend zu.

Etwas in der Hand
Im Februar dieses Jahres erschien ihr erstes Mini-Album (auch EP oder Extended Play) «Fake Love». Darin gehe es um Soziale Medien und den «schmalen Grat zwischen schlechtem und bewusstem» Umgang damit. Janis sagt: «‹Fake Love› ist für uns etwas ganz Besonderes. Nachdem wir seit Jahren so viel Zeit in die Musik reinstecken, können wir nun endlich ein Produkt in der Hand halten, das ist ein gutes Gefühl.»

Man darf sich nicht zu schade sein
Zweimal die Woche wird geprobt, an den anderen Tagen geschrieben, organisiert und programmiert. «Die Musik nimmt viel Zeit in Anspruch und erfordert teilweise auch soziale Opfer, da wir alles selbst machen, auch das Booking und das Management», sagt Janis, der in einem Heim für beeinträchtigte Menschen arbeitet. Viele Leute würden gar nicht sehen, wie viel Zeit hinter all dem steckt. Der 25-jährige ergänzt: «Aber wir tun es ja aus Leidenschaft. Ziel wäre es aber schon, weniger arbeiten zu müssen und mehr Geld mit der Musik zu verdienen oder eines Tages sogar ganz davon zu leben.»

Was also fehlt noch, um im Schweizer Musikbusiness Fuss zu fassen? «Als ‹Newcomer› brauchst du Beziehungen, sonst hast du es schwierig», erklärt Levin und fügt an: «Es läuft fast alles über Kontakte, die du mit der Zeit aufbaust.» Weiter dürfe man sich selbst nicht zu schade sein – auch wenn manchmal ein Mehraufwand in Kauf genommen werde muss – und sich nicht demotivieren lassen. «Auch wenn man beispielsweise eine sechsstündige An- und Rückreise für ein viertelstündiges Konzert hat und ein überteuertes Hotel bezahlen muss, da alles andere schon ausgebucht ist», lacht Janis. Levin ergänzt, dass es ihm ausserdem besonders wichtig erscheine, sich selbst treu zu bleiben. «Wir sind optisch gesehen nicht gerade die aussergewöhnlichsten Typen, nicht unbedingt die grossen Redner und neben der Bühne vielleicht sogar ein bisschen unscheinbar. Aber das ist gut so, denn das sind wirklich wir und keine gespielte Rolle», meint der Bankangestellte.

Live, egal in welcher Grösse
Die beiden haben Träume, wenn auch nicht unbedingt die gleichen. Während Janis als Band-Ziel eine Stadiontournee in Sicht hat, nennt Levin die «Swiss Music Awards» und das «Stars of Sounds» in Murten. «Jeder hat da natürlich individuelle und persönlicher Ziele, aber eine Gemeinsamkeit ist: Am liebsten spielen wir live», erklärt Levin. Erste Festivalerfahrung hat die Band auf jeden Fall schon: Als Eröffnungsact spielte sie 2019 auf dem Gurtenfestival. Als die beiden Musiker über ihre Lieblingsmomente an Konzerten zu sprechen beginnen, merkt man schnell, dass sie für Live-Konzerte leben, egal ob gross oder klein. «Es spielt gar keine Rolle, wie viele Leute zuhören, es kommt auf die Stimmung an», stellt Levin fest. «Der ganze Prozess davor und das Zusammenkommen verschiedenster Menschen stellt das Beste an Konzerten dar», fügt er an. Für Janis hingegen ist es der Moment, wenn das Intro läuft und er mit seiner Band hinter der Bühne wartet. «Da spürst du so ein ‹Chribbelen›», beschreibt er mit begeisterter Stimme.

Das Interview neigt sich dem Ende zu, jedoch nicht das Gespräch. Es kommen weitere Anekdoten und Stories aus dem Bandleben zum Vorschein. Die beide Brüder wirken entspannt und nehmen sich Zeit. Bedenkt man, dass nun schon 19.30 Uhr an einem Freitagabend ist und somit sicher noch weitere Pläne anstehen, schätzt man die spontane und sympathische Art der beiden umso mehr.

Nadia Berger

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