Nach «Politische Strukturen und Mitwirkung», «Verkehr» oder «Schule» dreht sich der Abend von Anfang November um die Gemeindewahlen 2024. Gemeindepräsident Benjamin Marti erwähnt schon bei der Begrüssung: «Auch in Belp sind es immer weniger Leute, die sich dauerhaft in Parteien engagieren und für ein politisches Amt kandidieren.» Umso mehr freut er sich über die mehr als 50 Personen, die sich eingefunden haben. Es seien einige mehr, als sich angemeldet hatten – darunter zahlreiche neue Gesichter. Seine wichtigste Botschaft an sie: Ob ein Mitwirken in einer Kommission oder im Gemeinderat – «Ihr könnt das!»
Strategisch, beratend, operativ
Doch was genau erwartet einen denn in der Geschäftsprüfungs- oder Sicherheitskommission, und welcher Aufwand ist mit einem Gemeinderatsmandat verbunden? Dies wollen die anwesenden Belperinnen und Belper wissen. Sie verteilen sich um die Tische, an denen ihnen Gemeinderats- und Kommissionsmitglieder Red und Antwort stehen. Gemeinderat Stefan Neuenschwander erläutert das Zusammenspiel zwischen der Exekutive, die vor allem strategisch wichtig ist, den beratenden Kommissionen und der Verwaltung, welche mit ihrem Fachwissen die Aufträge umsetzt. Ein Gemeinderatsmandat entspricht einer zeitlichen Verpflichtung von rund 20 %, das Präsidium circa 80 %. Bei den Kommissionen ist der Zeitaufwand unterschiedlich gross. Die Baukommission etwa trifft sich alle drei Wochen, andere nur sechs bis achtmal im Jahr. Alle Mandate und Sitzungen werden entschädigt.
Junge und Parteilose
Fragen der Teilnehmenden drehen sich um diverse Themen. Zum Beispiel, ob man eine Expertin sein müsse, um in der entsprechenden Kommission Einsitz zu nehmen. Dies sei nicht zwingend der Fall – im Gegenteil, es sei sogar spannend, plötzlich mit neuen Themen und Aufgaben konfrontiert zu sein. Eine Bürgerin will wissen, wie der Gemeinderat auch Jüngere zur politischen Partizipation zu bewegen beabsichtige, «es sollen sich doch nicht die Alten um die Schule kümmern». Stefan Neuenschwander stimmt ihr zu: «Bisher sprachen wir mögliche Kandidaten meist direkt an. Aber wir wollen auch solche erreichen, die wir noch nicht kennen. Gerade Parteilose sind ein grosses Thema, es muss möglich sein, sie einzubinden, etwa mit einer Freien Liste.»
Anstrengend – aber spannend
Schliesslich thematisiert Gemeinderat Jean-Michel With verschiedene Herausforderungen eines politischen Amtes. Demokratie mit ihren vielen Instanzen sei manchmal auch anstrengend. Zudem sei die Führung einer Gemeinde komplexer geworden. Dann sei da die Frage nach einem Parlament anstelle der Gemeindeversammlung. Schwierig sei es manchmal, der Erwartungshaltung der Bevölkerung nicht gerecht werden zu können oder gar Niederlagen einzustecken. «Manchmal braucht es aber solche – und man findet mit neuem Anlauf bessere Lösungen.» Alles in allem sei es jedoch eine spannende Tätigkeit mit Gestaltungsmöglichkeiten.
Zu guter Letzt dürfen die Anwesenden abstimmen. Ein erster Erfolg des Abends: Die Mehrheit gibt an, sich ein politisches Amt vorstellen zu können. 7 Personen interessieren sich für das Gemeindepräsidium, 11 für den Gemeinderat und 27 Anwesende für ein Kommissionsmandat.