Stefan Neuenschwander, Sie sind in Belp aufgewachsen, wirken seit acht Jahren im Gemeinderat und präsidieren diesen seit diesem Jahr. Wie erleben Sie Belp?
Wir sind eine Agglogemeinde, die nach wie vor ein aktives Dorfleben hat. Ich staune immer wieder aufs Neue, wie viele Menschen sich in Vereinen und im Dorf engagieren. Belp ist stark gewachsen. Umso wichtiger ist es, zum Dorfleben Sorge zu tragen. Mit unserer Nähe zur Stadt und zur Autobahn, aber auch zu bedeutenden Naherholungsgebieten sind wir eine at-traktive Gemeinde.
Es stehen grosse Herausforderungen an, doch 4 von 7 Gemeinderatsmitgliedern sind neu, Sie haben zudem das Departement gewechselt…
Ich sehe dies durchaus als Chance. Es schadet nicht, wenn unbelastete, frische Köpfe kommen – im Gegenteil. Dank den drei Bisherigen und der Verwaltung mit vielen sehr kompetenten Mitarbeitenden bleibt der Wissenstransfer gewährleistet. Beide Aspekte sind wichtig, denn die Erwartungen an uns sind hoch.
Wichtige Projekte wie die Ortsplanungsrevision und der Kredit für ein neues Mühlemattschulhaus hat das Volk deutlich abgelehnt. Wie wollen Sie es besser machen?
Das Ziel muss sein, diesmal nicht mehr solchen Widerstand zu generieren. Die Projekte bleiben gross und die Kosten dafür sind hoch. Umso wichtiger, dass wir in vertretbaren Schritten und stemmbaren Etappen vorgehen. Die Schulanlage Mühlematt wurde seinerzeit in 11 Etappen in über 38 Jahren gebaut. Auch jetzt wird die gesamte Erneuerung Zeit brauchen. Wir wollen mit dem Dringendsten anfangen und gehen dann Schritt für Schritt weiter. Wichtig ist, dass das Ganze mal ins Laufen kommt. Ende April beginnt die Mitwirkung, auf die ich sehr gespannt bin. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Puls der Bevölkerung fühlen können und gemeinsam einen gut schweizerischen Kompromiss finden werden. Auch bei der Ortsplanung wollen wir schrittweise vorgehen und alle paar Jahre ein überschaubares «Päckli» zur Abstimmung bringen.
Wird es somit weniger Negativschlagzeilen geben?
Es läuft auch vieles gut in Belp! Wir hatten letztes Jahr 84,4 % Zustimmung zur Sanierung des Dorfschulhauses, an der Dezember-Gemeindeversammlung wurden sämtliche Vorlagen – durchaus auch mit Kosten verbundene – angenommen. Wir sind aus der Negativspirale ausgebrochen, was eine gute Basis ist, um nun mit Schwung in der neuen Legislatur so weiterzufahren.
Was sind weitere anstehende Projekte?
Da gibt es viele. Beispielsweise soll noch dieses Jahr der Spielplatz am Einschlagweg erneuert werden, derjenige beim Dorfschulhaus wird in den nächsten Jahren folgen und zum Treffpunkt für alle Generationen werden. Neben dem Giessenbad sollen bald die Arbeiten für den Pumptrack starten – eine gefreute Sache, die ursprünglich durch eine Initiative aus der Bevölkerung entstanden ist.
Und politisch?
Der Gemeinderat wird die Legislaturziele in den kommenden Wochen definieren. Ein Thema wird sicher die Behördenreform sein und die Frage, ob Belp ein Parlament braucht oder vielleicht künftig alles über die Urne abstimmen lässt, wie kürzlich in Grosshöchstetten beschlos-sen. Da gibt es kein Patentrezept; es gilt herauszufinden, was für unsere Gemeinde der sinnvollste Weg ist.