Vor genau zehn Jahren verfasste er in der Publikation «sicherheitshalber» zum zehnjährigen Jubiläum des VSD (Vereinigung Sicherheit im Detailhandel) das Editorial. Dass er der Verfasser ist, kann nicht erstaunen, Heinz Schibli ist zu jener Zeit Präsident des VSD.
Alle für einen, einer für andere
Was 2002 mit ein paar wenigen Detailhändlern beginnt, ist inzwischen zu einer schlagkräftigen Vereinigung gegen die Kriminalität geworden, über sämtliche Einzelinteressen hinaus. Triebfeder des VSD: Heinz Schibli, als ehemaliger Polizeibeamter und Verkaufsleiter bei Coop, 2012 Sicherheitschef bei der Migros Aare in Schönbühl: «Diebstähle von Kunden in den Läden und Mitarbeitenden sozusagen hinter den Kulissen betreffen alle im Detailhandel; Supermärkte ebenso wie Fachmärkte.» Dem galt und gilt es, mit einem ausgeklügelten Konzept zu begegnen, nicht zuletzt durch den Umstand, dass sich die Detailhändler untereinander offen und transparent austauschen können. Das führt mitunter dazu, dass Ladendetektive aus der «Migros Aare» auch – gegen Verrechnung, versteht sich – beispielsweise bei «Spar» eingesetzt werden können. Zentral für Heinz Schibli war immer die Zusammenarbeit nicht nur mit den anderen Detailhändlern, sondern mit der Polizei. Nicht zuletzt deshalb, weil er als ehemaliger Polizist wusste, wie wichtig der Erfahrungsaustausch aller Betroffenen ist.
2010 folgte die Berufung der Kantonspolizei Zürich an den Flughafen Zürich-Kloten. Wie kam es dazu? Er schmunzelt: «Wissen Sie, im Schweizer Securitybereich kennt man sich. Als der Job als Dienstchef Passagierkontolle am Flughafen frei wurde, hat man mich angefragt. Aber selbstverständlich musste ich für die Verpflichtung die obligaten Assessments bestehen.» Ab jenem Zeitpunkt ist er für ungefähr 800 Mitarbeitende verantwortlich.
In den Eingeweiden des Flughafens
Hinter den Kulissen des Flughafens spielt sich einiges ab, insbesondere was die Sicherheitskontrollen betrifft. Beeindruckend ist etwa die Kontrolle beim ausgehenden Gepäck: Alle Taschen und Koffer werden gescannt, grossmehrheitlich geht es dann zum Verladen in Richtung Flugzeug. Zweifelhafte Inhalte werden noch einmal elektronisch überprüft. Was dann noch näher überprüft werden muss, wird von Hand geöffnet und kontrolliert und mit Videoaufnahmen belegt, damit niemand sagen kann, man hätte etwas gestohlen. Müssen die Spezialisten etwas zurückbehalten, wird dem Passagier mit einem Beleg erklärt, was und weshalb. Und man staunt: Vor allem eingefleischte Patrioten, die im Ausland zum Nationalfeiertag Feuerwerk transportieren, machen beim Auspacken lange Gesichter. Auch die beliebten blauen Gasbehälter für Campingkocher bleiben wegen Explosionsgefahr zurück, ebenso wie Fertig-Fondue, das sich zähflüssig anfühlt und, weil in Alu eingepackt, nicht strahlendurchlässig ist. Was für ein Horror, wäre Sprengstoff darin versteckt. Erwähnenswert auch die beiden Intermezzi, die Heinz Schibli erzählt: Ein Geschäftsmann reist mit einer 250ml-Dose Rasierschaum im Handgepäck. Geht nicht, nur 100ml. Man erklärt ihm den Grund, worauf er derart wütend wird, dass er die Beamtin mit Schaum eindeckt. Logisch: Der Businessman hat den Flieger verpasst. Wenig – um nicht zu sagen, gar kein – Verständnis hat man auch für jene Spassvögel, die bei der Kontrolle sagen, sie hätten eine Bombe im Gepäck. Auch sie verpassen ihren Flug und wandern umgehend zum Verhör. Mehr noch: Bei einigen Fluggesellschaften kommen sie auf die schwarze Liste, Beförderung ausgeschlossen. Die USA gehen noch weiter: Die Einreise wird künftig verweigert. «Dumm gange». Und wenn man hört, wie reiche Leute mit ihren Privatjets anreisen, nur um in Zürich shoppen zu gehen, um dann nur einige Stunden später wieder mit zusätzlichem Gepäck im Wert von mehreren hunderttausend Franken abzufliegen, bleiben einem die Worte im Hals stecken.
Donald Trump und Angela Merkel
Ein gänzlich anderes Bild bot sich 2020 am Airport während des Lockdowns. Allein am Flughafen, keine Passagiere, rein gar nichts. Wie hat Heinz Schibli diese Tage in Erinnerung? «Das war gravierend. Gründonnerstag 2019 weit über 100’000 Passagiere, ein Jahr später ein leerer Flughafen.» Und die Mitarbeitenden, wie hat man sie beschäftigt? «Wir haben das Contact-Tracing des Kantons Zürich sichergestellt. Mit der Zeit konnten meine Leute dann aber wieder in ihren eigentlichen Job zurückkehren.» Zu den bleibenden Erinnerungen zählt die Ankunft der «Air Force One», mit welcher der damalige US-Präsident Donald Trump in Zürich ankam – und per Heli direkt ans WEF nach Davos weiterflog. Der Secret Service war schon zwei Wochen zuvor in der Schweiz, damit alles reibungslos verläuft. Der Geleitschutz, der Trump auf seinem Flug nach Davos gewährt wurde, glich einer ganzen Armada an Helikoptern. Übrigens: Zu jener Zeit landet auch Frau Merkel in Kloten, um ebenfalls in einen Heli in Richtung Engadin umzusteigen. Praktisch niemand habe sie überhaupt bemerkt.
Und jetzt, was steht an, nach der Pensionierung? Heinz Schibli hat keine Angst, irgendwo zu versauern. Er treibt Sport, fährt Motorrad, trifft sich mit Kollegen und ist noch beim Verband der Schweizer Sicherheitsunternehmen als Prüfungsexperte aktiv. Als fünffacher Grossvater freut er sich vor allem darauf, mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu dürfen.