In der Gemeindeverwaltung von Kirchenthurnen ist Aufräumen angesagt. Gemeindeschreiberin Lilo Schindler sortiert Akten aus, die nun nicht mehr benötigt werden. Ein komisches Gefühl, wie sie erklärt, während Gemeindepräsidentin Barbara Zürcher-Wichtermann den Weg ins Sitzungszimmer weist.
Die Gemeinde Kirchenthurnen ist bald Geschichte. Am 22. November wird letztmals eine Gemeindeversammlung durchgeführt. Am 2. Dezember findet die erste GV der neuen Gemeinde Thurnen statt, für die sich im September die Bürgerinnen und Bürger aus Kirchenthurnen, Mühle-
thurnen und Lohnstorf entschieden haben. «Ja, das Resultat fiel bei uns klar aus», so Barbara Zürcher-Wichtermann. Bei einer Stimmbeteiligung von nahezu 60% gaben 95% grünes Licht für die Fusion.
Barbara Zürcher-Wichtermann schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Einerseits sei sie erleichtert, dass die Fusion geklappt habe. «Wir haben ja lange darauf hingearbeitet und von Anfang an die Bevölkerung miteinbezogen», erklärt sie. «Es wurde ja immer schwieriger, Bürgerinnen und Bürger für ein öffentliches Amt gewinnen zu können», nennt sie einen der Gründe für die Fusion. Andererseits hat sie aber auch Respekt vor den damit verbundenen, bevorstehenden Aufgaben. Denn mit der Fusion hört diese für sie nicht auf. Und zwar im neuen Gemeinderat von Thurnen. Dort wird die heutige Gemeindepräsidentin als Ratsmitglied die nächsten zwei Jahre weiterarbeiten, zusammen mit der Gemeindepräsidentin von Lohnstorf und dem Gesamtgemeinderat von Mühlethurnen. Erst auf 2022 wird es Neuwahlen geben.
Wehmut schwinge wirklich nicht mit, betont Barbara Zürcher-Wichtermann. Kirchenthurnen bleibt ihr Lebensort und ihre Heimat. Für sie bedeutet das Dorf Lebensqualität, sie geniesst den Ausblick auf die Berner Alpen, den Belpberg und bis zum Jura. Ihr Lieblingsplatz ist das eigene Zuhause, auf dem Balkon, möglichst mit Kühen im Blickfeld. Sie schätzt zudem, dass man sich hier noch beim Namen kennt. Trotz des ländlichen Charakters liegt Kirchenthurnen aber zentral, nach Thun wie nach Bern ist man in weniger als einer halben Stunde, nennt sie einen weiteren Vorzug. Fusion hin oder her, die Vorzüge von Kirchenthurnen bleiben erhalten. Auch der Charakter des Dorfes. «Die Änderungen finden eigentlich nur auf dem Papier statt.»
An der Gemeindeversammlung wird die Eigenständigkeit noch einmal begangen. An dieser stehen am 22. November vor allem Verabschiedungen auf dem Programm. Die Arbeit der durch die Fusion scheidenden Gemeinderats- und Kommissionsmitglieder sowie von Delegierten soll damit gewürdigt werden. Und dabei kann es durchaus sein, dass Barbara Zürcher-Wichtermann dann doch noch etwas Wehmut verspüren wird…