Die beiden Jugendarbeiterinnen Rahel Geyer und Monika Eicher sitzen an einem grossen Arbeitstisch im Jugendtreff in Schwarzenburg. Rund herum herrscht ein kreatives Chaos. «Wir haben bewusst nicht aufgeräumt», schmunzelt Rahel Geyer und ergänzt: «Dies ist schliesslich ein lebendiger Ort und hier wird viel gearbeitet.»
Nebst diversen Veranstaltungen bietet die Jugendarbeit den jungen Leuten Freiraum, um ihre eigenen Ideen weiterzuentwickeln. Selbstwahrnehmung, Empathie, Kommunikationsfähigkeit: Dies sind nur drei der zehn sogenannten «Lebenskompetenzen», die uns im Alltag helfen, mit Herausforderungen umzugehen. Der Jugendtreff ist ein wichtiger Ort, um diese Kompetenzen freiwillig und ohne Druck zu üben.
Jugendliche ernst nehmen
Rahel Geyer und Monika Eicher sind überzeugt: «Wenn Menschen in ihrer Jugend die Erfahrung machen, dass ihre Meinung etwas zählt und sie in der Gesellschaft ihren Beitrag leisten dürfen, werden sie später auch als Erwachsene aktive Mitbürgerinnen und Mitbürger.» Das sei eine wichtige Erfahrung, denn oft werden Teenager in der Gesellschaft nicht ernst genommen. «Dabei hat gerade diese Altersgruppe innovative Ideen, auf die wir Erwachsenen gar nicht erst kommen», meint Monika Eicher begeistert über das kreative, aber auch kritische Denken der Jugendlichen.
Lehren für die Zukunft
Diese Ansicht teilt auch Salome Badertscher, Jugendarbeiterin beim Jugendwerk in Wattenwil. Zusammen mit Daria (13) und Pascal (14) sitzt sie auf dem Sofa im Gruppenraum und schlürft einen Früchte-Smoothie. Die beiden Jugendlichen strotzen vor Tatendrang und erzählen begeistert von ihren Projekten. Salome Badertscher freut sich über diese positive Energie: «Die Bereitschaft, mehr Verantwortung zu übernehmen, ist gross.» Der Jugendtreff sei der ideale Ort, um die eigene Komfortzone zu verlassen und in Gruppen lösungsorientierte Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. «Erfolgserlebnisse stärken das Selbstvertrauen», sagt sie. Was jedoch nicht heisse, dass keine Fehler gemacht werden dürfen. «Ganz im Gegenteil», betont sie. «An Fehlern lernen wir, das Positive an Misserfolgen zu sehen: nämlich, dass wir aus ihnen unsere Lehren für die Zukunft ziehen können.» Daria und Pascal fühlen sich wohl im Jugendtreff und verbringen viel Zeit hier. Sie schätzen, dass man ihnen zuhört und ihnen etwas zutraut.
Wegweisende Erfahrungen
In der Jugendarbeit ist man sich einig: Auf dem Weg ins Erwachsenenleben spielt die Selbstwahrnehmung und die Übernahme von Verantwortung eine wichtige Rolle. Damit wir mit einem guten Selbstwertgefühl gestärkt durch das Leben gehen können, sind die Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit und Jugend machen, wegweisend. Der Jugendtreff ist mehr als nur ein Ort, um Spass zu haben. Hier dürfen Jugendliche sein, wie sie sind, und werden in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert.
Für die Zukunft wünschen sich alle angetroffenen Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter mehr Vertrauen in die Jugendlichen und mehr direkten Austausch im alltäglichen Leben. Es sei wichtig, einander zuzuhören und voneinander zu lernen, auch generationenübergreifend. Denn schlussendlich sind wir alle – ob jung oder alt – ein Teil dieser Gesellschaft und tragen unseren Beitrag für ein gut funktionierendes Zusammenleben bei.
Über die Jugendarbeit
Die Jugendarbeit umfasst in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen ein buntes Sammelsurium an Angeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Vom Jugendtreff bis zu Beratungsgruppen, von kulturellen Programmen bis zu sportlichen Anlässen, von der Jugendjobbörse bis zum Ferienspass
sowohl auch politische Interessensgemeinschaften. Der Kanton Bern ist einer der wenigen Kantone, in dem die Jugendarbeit gesetzlich verankert ist. Der Bund finanziert im Rahmen des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes 80% des Budgets. Die restlichen 20 Prozent werden von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Unterstützt werden Vorhaben, in denen Kinder und Jugendliche einen wesentlichen Anteil an der Initiierung, Planung und Umsetzung haben.
Je nach Gemeinde leistet auch die kirchliche Institution ihren Beitrag und stärkt die Kasse der Jugendarbeit. Über einen Zustupf von privaten Spenderinnen und Spendern freut sich die Jugendarbeit jederzeit.