Ein gesunder Boden bringt Frucht

Ein gesunder Boden bringt Frucht

Die Interessengemeinschaft «Freundeskreis Mutter Natur» ist entstanden, um den Anbau einer vielfältigen Nahrungskette in der Region zu optimieren. Gemeinsam Lösungen anstreben, lautet das Ziel. Das jüngste Projekt: die Anschaffung eines Standdreschers.

Offen für alle, die Interesse an einem laufenden Projekt haben, dessen Anschaffung unterstützen oder dieses nutzen möchten, das ist das erklärte Ziel der IG. Unabhängig voneinander haben Betriebe im Gantrischgebiet über den Anbau von mehr pflanzlichen Lebensmitteln wie Getreide, Ölsaaten, Hülsenfrüchte etc. nachgedacht. «Eigentlich ist es mehr Zufall gewesen, dass wir voneinander erfahren haben und ins Gespräch gekommen sind», erzählt Ilir Trashupa vom Steinacker in Guggisberg. Wie Priti und Sergio Casini vom Naturkreislauf Stampferli in Sangernboden möchte Trashupa eine natürliche, vielfältige Landwirtschaft betreiben. Erst vor kurzem haben er und Michelle Cole den Betrieb am Südhang von Guggisberg erworben. Die Familie Casini lebt seit Sommer 2012 in Vorder-Sangernboden auf 1050 m. ü. M. und verwirklicht dort einen Teil ihrer Lebensträume und Visionen. Ihr Ziel sei es, die Alpregion wieder neu aufleben zu lassen, sie soll nicht nur aus Weideland und Bäumen bestehen. Ein ausreichendes Futterangebot für Mensch und Tier sowie eine ausgeglichene, harmonische Natur mit einer möglichst breiten Artenvielfalt, auch einheimische, zu haben, vom Aussterben bedrohte Tierrassen zu erhalten, das streben beide Betriebe an. Zugleich sind beide Mitinitianten des «Freundeskreis Mutter Natur».
Es funktioniert
Casinis wollten herausfinden, ob auf dieser Höhe auch Getreide wächst. Und siehe da: Es funktioniert. Auch bei Trashupa wächst das Getreide. Und so seien die Ideen für ihr jüngstes Projekt entstanden: für die Bedürfnisse der in der Alpregion lebenden Landwirte gemeinsam einen Standdrescher zu kaufen. Standdrescher sind heute im Flachland nicht mehr im Einsatz, sie sind durch die zeitgemässen riesigen Mähdrescher verdrängt worden. In der Alpregion jedoch, in der auf kleinerem Raum angepflanzt wird, funktioniert ein Standdrescher bestens. Sein Einsatz ist nicht direkt auf dem Feld, sondern er steht fix an einem Ort – ist das Getreide gedrescht, ist der Standdrescher bereit für seinen nächsten Einsatz. Bei grosser zu dreschender Menge kann er sogar zu einem anderen Hof transportiert werden. Abgewogen wird hierfür Aufwand und Ertrag. «Eine ökologisch sinnvolle Investition», meint Trashupa. «Es ist etwas Neues in der Region und könnte vielleicht auch Ansporn für die einen oder anderen Landwirtinnen und Landwirte sein, auf einem noch bestehenden Stückchen Land zusätzlich etwas Getreide anzupflanzen», sagt Sergio Casini. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die Idee und die Motivation, einen Standdrescher anzuschaffen, um eine regionale Aufwertung in der Landbewirtschaftung anzustreben.
Der Plan ist, dass der Standdrescher via Lohnarbeit von allen Interessierten mitbenützt werden kann. Der Standdrescher ist eine teure Anschaffung. Diese Investition war nur mit Hilfe von Spenden möglich. Die Initianten sind allen Spenderinnen und Spendern für ihre grosszügigen Beiträge und den Vertrauensvorschuss dankbar. Dank ihnen startet das Abenteuer im Jahr 2023.

In der Region bleiben
Es sei auch schön, wie viele neue Freundschaften und Beziehungen durch solche gemeinsamen Projekte entstünden. Man lernt jemanden kennen und dadurch ergeben sich wieder neue Synergien und Ideen. Lebensmittel selbst produzieren, so gut es geht, mit den Möglichkeiten, welche die Region bietet, das sei sehr wertvoll. «Wir möchten der Region wieder etwas zurückgeben und gleichzeitig unabhängiger sein. Wenn wir etwas brauchen, möchten wir nicht unnötig weit herumfahren, sondern etwas beim Nachbarn, auf dem ‹Märit› in Schwarzenburg, Plaffeien oder den nächstgelegenen grösseren Dörfern in der Umgebung holen. Achtsamkeit gegenüber der Natur und der Region, das ist uns sehr wichtig», sagen Priti und Sergio Casini sowie Ilir Trashupa unisono.

Gesunden Boden weitergeben
«Wir möchten unseren Kindern und natürlich auch den weiteren Generationen einen gesunden Boden weitergeben», betont Priti Casini. «Als junge Familie sind wir hierhergekommen. Hier möchten wir uns eine Sicherheit aufbauen und etwas dazu beitragen, ökologisch und wirtschaftlich.» Das könnte auch anspornen, vermehrt wieder auf die Werte der Natur zu bauen. Gesunder Boden ist am wichtigsten und diesen möchten die drei Landwirte weitergeben. Achtsam und dankbar sein für das was ihnen der Boden gibt. Regionales ist stark am Kommen und wird geschätzt. Im Kleinen wertvoll: «Essen wir Fleisch, so kennen wir den Namen des Tiers. Essen wir Obst und Gemüse, so wissen wir, aus welchem Betrieb es kommt. Mit Freude geben wir diese Haltung an unsere Kinder weiter», ergänzt Priti Casini.

INFO
www.naturkreislauf.ch/kulturvielfalt-foerdern/

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Ein gesunder Boden bringt Frucht

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