Zwei der wohl bedeutendsten Brücken im Gantrischgebiet – nicht nur wegbedingt, sondern auch bautechnisch gesehen – sind die Rossgraben- und die Schwandbachbrücke. Der «Wegbezirk» Hinterfultigen erstellte 1932 mit der Einwohnergemeinde Wahlern eine Verbindungsstrasse über das Schwarzwasser nach Schönentannen und löste damit ein grosses Transportproblem für die Bauern des Berner Hinterlands.
Wie in einem früheren Bericht des Naturparks Gantrisch (NPG) beschrieben: Der damalige (um 1931) Grossrat Schürch stellte die Situation in seiner Rede zur Befürwortung der Erhöhung des Subventionssatzes für das Brückenprojekt folgendermassen dar: «Wir haben es dort mit einer Gegend zu tun, die trotz Eisenbahn und allem anderen, was in letzter Zeit für den Verkehr geschaffen wurde, an Zahl der Bevölkerung zurückgeht und ganz abgeschnitten ist vom nächsten Verkehrspunkt, vom nächsten Markt, von der nächsten Eisenbahn, nach der man nicht oder nur auf grossen Umwegen fahren kann. Die Fussgänger sind auf ziemlich gefährliche Wege angewiesen, wie man sie in der Schweiz nur selten, im Kanton Bern überhaupt nirgends findet. Das Gebiet von Hinterfultigen gehört zur Gemeinde Rüeggisberg. Es muss die Bahnverbindung nach dem Gürbetal benutzen, obschon die Schwarzenburgbahn sich nur in einer Luftdistanz von zwei bis drei Kilometern befindet, aber für Fuhrwerke nicht erreichbar ist.»
«Brücken schlagen»
Insgesamt spielt die Verbindung, die Pflege der Nachbarschaft, eine zentrale Rolle für die Erhaltung der natürlichen und kulturellen Vielfalt sowie für die Lebensqualität der Menschen in der Region. Zentrale Brücken wurden geschlagen, hier im Sinne von Nachbarschaften, zwischen den Kantonen Freiburg und Bern, dem Sensebezirk und dem Schwarzenburgerland sowie dem Gürbetal zum Aaretal. Alles befindet sich innerhalb oder unmittelbar an der Grenze zum Gantrischgebiet.
Wichtig sind diese Nachbarschaften in der Zusammenarbeit aus verschiedenen Aspekten:
Ökologisch: Werden verschiedene Lebensräume erhalten, wie beispielsweise Hochmoore, Wälder, Wiesen, Gewässer, aber auch Hecken und Baumalleen, welche die Biodiversität fördern. Die Vielfalt an Lebensräumen ist entscheidend für das Überleben von Tier- und Pflanzenarten.
Kulturell: Das Gantrischgebiet ist auch ein Ort, an dem Traditionen und Bräuche der umliegenden Gemeinden gepflegt werden. Das «Gemeinsame» unter den Dörfern trägt wesentlich zur Identität der Region bei.
Tourismus und Erholung: Gemeinsame Angebote bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Erholung in der Natur und für Freizeitaktivitäten für Wandernde, Radfahrerinnen oder Naturliebhaber.
Nachhaltige Entwicklung: Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden ist wichtig für die nachhaltige Entwicklung der Region. Gemeinsame Projekte im Bereich Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus können dazu beitragen, die natürlichen Ressourcen zu erhalten und gleichzeitig wirtschaftliche Chancen zu bieten; wie etwa die gemeinsame Verkehrsinfrastruktur, Anbindung und Zusammenarbeit im öffentlichen Verkehr oder die Entwicklung regionaler Produkte. Aber auch Themen zu erneuerbarer Energie und Klimaschutz spielen eine grosse Rolle.
Bildung und Sensibilisierung: Die Nachbarschaft zwischen Mensch und Natur bietet auch Chancen für Bildungsprojekte und Umweltbildung. Die Sensibilisierung der Bevölkerung und der Touristen für den Natur- und Umweltschutz ist von zentraler Bedeutung. Spannend sind auch die Plattformen mit Informationen über die Flora, Fauna und die Geschichte des Gantrischgebiets.
Übrigens: Der Naturpark Gantrisch trägt der Bedeutung der Brücken in seinem Gebiet Rechnung und bietet verschiedene Entdeckungsreisen zum Thema an.
Brückenarchitektur
In der Entwicklungsgeschichte des Brückenbaus wechseln sich verschiedene Materialien und Kon-
struktionen ab. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein dominierten Holz und Stein, die mit der Industrialisierung zuerst durch Eisen, später durch Beton abgelöst wurden. Die älteste Konstruktionsform ist die Balkenbrücke, ihr folgten Bogen und Hängebrücken.
Der Brückenbau aus Beton erfuhr eine rasante Entwicklung. Obschon Beton kein traditionelles Material von historischen Verkehrswegen ist, sind einige der Frühwerke doch bedeutend für die Baukunst. Zu diesen gehören die Brücken des Berner Ingenieurs Robert Maillart. Mit seinen Bauwerken erlangte er Weltruhm. Die Rossgrabenbrücke und die Schwandbachbrücke wurden 1984 in das Inventar der Kunstaltertümer aufgenommen. Sie befinden sich auf dem Weg zwischen Hinterfultigen und Elisried, im Naturpark Gantrisch.
Robert Maillart war ein bedeutender Schweizer Ingenieur und Architekt, der vor allem für seine innovativen Betonbrücken bekannt ist. Er lebte von 1872 bis 1940 und gilt als Pionier im Bereich des Stahlbetonbaus. Maillart entwickelte verschiedene Brückentypen, darunter die berühmte Bogenbrücke, die durch ihre elegante Form und statische Effizienz besticht. Diese Bauweise ermöglicht es, grosse Spannweiten zu überbrücken und gleichzeitig Material zu sparen. Maillarts Entwürfe haben die Brückenarchitektur des 20. Jahrhunderts massgeblich beeinflusst und sind bis heute ein wichtiges Beispiel für ingenieurtechnische Kreativität.
Quelle: Früherer Bericht des NPG
Weitere Brücken im Gantrischgebiet
Entlang der Sense und somit der Kantonsgrenze Bern / Freiburg, flussabwärts von Schwarzenburg bis Thörishaus: Sodbachbrücke, Ruchmühlebrücke, Schwarzwasserbrücke, Sappeurbrüggli.
Entlang dem Schwarzwasser, flussaufwärts von Rüschegg bis Rüti b. Riggisberg: Rütiplötschbrücke, Untere Schwandbrücke, Obere Schwandbrücke.