Seit gestern Abend wurde in den sozialen Medien ein Foto millionenfach geteilt.
Es zeigt eine Familie, die ganz bescheiden in einem Stall in Bethlehem lebt. Umgehend analysierte der besorgte Gemeindepräsident der Stadt Bethlehem die Situation und alarmierte die Polizei, weil der Stall ausserhalb der Wohnzone liegt und Hausbesetzung illegal ist.
Als ein Polizist vor Ort eintraf, fand er in einer Futterkrippe ein neugeborenes Kind, das in ein Tuch eingewickelt war. Ebenso entdeckte der Beamte eine minderjährige Frau namens Maria und einen volljährigen Mann, Josef, der sich freundlich als Zimmermann vorstellte. Zum Wohl des Kindes wurde sofort die Kinderschutzbehörde aufgeboten. Die zuständige Sozialarbeiterin hatte grosse Mühe, die Mutter von ihrem Kind zu trennen und brachte den Säugling nach langem Hin und Her in das nächstgelegene Spital, um seinen Gesundheitszustand zu überprüfen.
Anscheinend handelte es sich bei Maria nicht um die Mutter des Kindes, denn sie behauptete, dass sie noch nie mit einem Mann geschlafen habe. Maria wurde auf der Stelle, mit dringendem Tatverdacht auf Kindesentführung, verhaftet und der Kriminalpolizei übergeben. Als sie auf dem Kriminalposten mitteilte, dass das Kind Jesus heisse und der Vater der liebe Gott sei, wurde der leitende Kommissar misstrauisch und zweifelte am geistigen Zustand der jungen Frau. Die herbeigerufene Ärztin ordnete einen fürsorgerischen Freiheitsentzug an und brachte Maria für weitere Abklärungen in eine psychiatrische Klinik. Josef wehrte sich gegen diese Massnahmen und behinderte mit seinem unkooperativen Verhalten die Ermittlungen. Man musste ihm Handschellen anlegen, um ihn befragen zu können. Er erzählte, nicht der leibliche Vater des Kindes zu sein. Zudem versuchte er dem Polizisten glaubhaft zu machen, dass Maria aus heiterem Himmel schwanger geworden sei. Weiter erzählte er, dass er Maria zuerst nicht habe heiraten wollen. Nachdem er aber nochmals eine Nacht darüber geschlafen habe, habe er sich nicht mehr vor einer Beziehung mit ihr gefürchtet.
Als der Polizist das hörte, meinte er: «Einen so merkwürdigen Fall habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt.» Kaum ausgesprochen, entdeckte er drei Personen mit Kronen auf dem Kopf. Die drei versteckten sich hinten im Stall bei den Tieren. Bei der gründlichen Durchsuchung des Stalls wurden geschmuggelte Waren gefunden: Gold und zwei höchstwahrscheinlich verbotene Genussmittel. Da diese Waren beim Grenzübergang nicht deklariert worden waren, musste die Zollverwaltung informiert werden. Die Steuerbehörde versuchte gleich an Ort und Stelle, die Steuer einzutreiben. Eine weitere Person vom Drogendezernat kam im Schutzanzug und brachte die verdächtigen Produkte ins Labor, um die genaue Zusammensetzung der Genussmittel zu untersuchen. Der Verdacht auf Rauschmittel lag nahe, denn die drei Männer standen wohl bereits unter Drogeneinfluss. Sie erzählten nämlich, dass sie einem Stern nachgelaufen seien. Die Männer konnten sich nicht ausweisen und über ihre Herkunft sagten sie nur, dass sie aus einem weiter östlich gelegenen Land kämen. Da sie keinen Asylantrag gestellt hatten, galten sie als illegale Einwanderer und wurden dem Migrationsdienst übergeben – zur Klärung ihrer genauen Herkunft und zur baldmöglichen Ausschaffung. Der zuständige Polizist wirkte erschöpft und sagte zu den drei Männern, dass sie sich in mehreren Punkten strafbar gemacht hätten und sich nicht wie drei weise Männer benommen hätten.
Auf einmal kamen einige Hirten, die viele Schafe bei sich hatten, auf den Polizisten zu. Sie suchten das neugeborene Kind und wollten es unbedingt anbeten. Der Polizist verstand die Welt nicht mehr und fragte völlig fassungslos: «Wieso um alles in der Welt wollt ihr ein Baby anbeten?» Die Hirten erklärten ihm, dass sie auf dem Feld einen sehr glücklichen Mann mit goldenen Haaren gesehen hätten, gekleidet in ein langes weisses Abendkleid. Er habe am Rücken grosse Flügel aus Federn getragen und habe sie auf den eben geborenen Heiland im Stall aufmerksam gemacht. Ganz verwirrt rief der Polizist seine Arbeitskollegen zusammen und leitete eine Grossfahndung ein. Gesucht wurde eine fröhliche Person, die helle Kleider und eine Perücke trug und einen auffälligen Rucksack aus Federn bei sich hatte. Diese Person gelte als wichtiger Zeuge, so der Polizist, und könne massgebend zur Klärung des Falls beitragen. Der Polizist hatte jedoch berechtigte Zweifel an der Geschichte der Hirten und der Verdacht lag nahe, dass diese von den drei Ausländern im Stall Drogen gekauft und auf dem Feld konsumiert hatten. Denn die Hirten erzählten weiter, dass sie mitten auf dem Feld ein helles Licht gesehen hätten und ein Engelchor ihnen etwas vorgesungen habe.
Ab sofort liefen die Ermittlungen in alle Richtungen. Gut ausgebildete Expertinnen und Experten sollten baldmöglichst Licht ins Dunkle bringen.
Als Nächstes kontaktierte der Polizist ein Tierheim, damit die Schafe der Hirten fachgerecht behütet werden konnten. Denn er wollte verhindern, dass noch ein Schaf verloren ging. Ein besorgter Tierarzt kümmerte sich um die Tiere im Stall. Eine Tierschutzorganisation wurde auf den Fall aufmerksam und sah im Verhalten von Maria und Josef Tierquälerei. Die Futterkrippe war mit dem neugeborenen Kind besetzt, sodass die Tiere am Fressen gehindert wurden. Unklar sei, wie lange die Tiere nicht zu ihrer Futterstelle konnten und Hunger leiden mussten. Zudem werde nun von einem Tierpsychologen abgeklärt, ob und wie stark die Tiere durch diese Stallbelegung gestört wurden. Mit Tränen in den Augen äusserte sich ein Tierpfleger. Er hoffe ganz fest, sagte er, dass die Tiere den Stress bald vergessen könnten und keinen bleibenden Schaden davontragen würden.
Ein paar Tage nach dem Vorfall meldete sich der zuständige Psychiater beim Polizisten. Er meinte, dass Maria und Josef wohl für längere Zeit eine Psychotherapie und Medikamente benötigten würden, bis sie wieder ein normales Leben führen könnten.
Was mit den drei Ausländern geschah, stand zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen. Die Hirten bekamen ein Berufsverbot und ein betreutes Entgiftungsprogramm sowie ein Kurs zur beruflichen Wiedereingliederung wurde angeordnet.
Zum Schluss sagte der Polizist: «Diese Situation wird uns noch lange schlaflose Nächte bereiten. Bis jetzt haben weder Maria noch Josef, weder die drei Ausländer noch die Hirten ihre Aussagen geändert. Es scheint eine fest eingespielte Bande zu sein, die an ihrer Geschichte festhält. Wenn wir nicht bald einen Ermittlungserfolg haben, dann fange ich noch an, diese Geschichte zu glauben.»
«Und was geschieht nun eigentlich mit Jesus?», wollte die Pflegefachfrau vom Spital wissen. Für das neugeborene Kind wurde ein passendes Zuhause gesucht. Die Sozialarbeiterin war auf der Suche nach Menschen, die für Jesus einen Platz in ihrem Herzen haben. Wer Interesse an Jesus habe, soll sich doch bitte mit einem Gebet melden!
Thomas Hänni, Zimmerwald
Ein Leser, der uns seine Geschichte freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.