Der Schnee auf dem Gurnigel glitzert, die Sonne strahlt durch die Tannenäste und die Luft ist kühl und klar. Es ist ein Glück, sich in der Natur erholen zu dürfen! Doch immer mehr Menschen sind im Winter draussen unterwegs. Mit Sportgeräten dringen sie vermehrt in abgelegenere Gebiete vor. Deshalb gewinnt das Wissen über das richtige Verhalten in der Natur an Bedeutung.

Vorhersehbare Bewegungen

Sind wir auf signalisierten Wanderwegen oder ausgewiesenen Skitourenrouten unterwegs, gewöhnen sich die Wildtiere an unsere Anwesenheit. Unsere Bewegungen und Laufrichtung sind für die Tiere vorhersehbar und die Situation ist ihnen bekannt. Das ändert sich, wenn jemand den gewohnten Weg verlässt. Studien, die Murmeltiere und Gämsen beobachteten, zeigten deutlich: Das Verhalten der Tiere bei «Wegwanderern» im Vergleich zu «Querfeldwanderern» verändert sich markant. Beim «Querwanderer» reagierten die Tiere heftiger und nahmen grössere Fluchtdistanzen auf sich. Auf den «Wegwanderer» reagierten die Tiere weniger stark. Durch die kürzere Fluchtdistanz konnten die Tiere schneller weiteräsen (fressen).

Die gefährliche Flucht

Das Wichtigste für alle Wildtiere im Winter ist, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen und so wenig Wärme wie möglich zu verlieren. Eine Flucht im Schnee verbraucht ein Vielfaches an Energie, wie die normale Fortbewegung. Da im Winter kaum Nahrung vorhanden ist, können die Tiere die Energiereserven nicht wieder auffüllen.

Schlanke Beine bieten keinen Vorteil

Der Rothirsch zum Beispiel kann seine äussere Körpertemperatur senken und seinen Herzschlag verlangsamen, um Energie zu sparen. Er verringert die Durchblutung der Beine, die kalt und starr werden. Muss der Hirsch in diesem Energiesparmodus flüchten, erfordert dies eine enorm schnelle Aufheizung des Körpers. Zudem tauchen seine schlanken Beine bei jedem Schritt tief in den Schnee ein. Der Energieverlust ist enorm. Zwingen wir Hirsch, Schneehase & Co mit unserem Verhalten nicht zur Flucht, haben sie eine grössere Überlebenschance.

Ruhe für die Natur

Im Gurnigelgebiet hat der Kanton Bern Wildschutzgebiete ausgewiesen, um die Wildtiere vor Störungen zu schützen. In diesen Rückzugsgebieten gelten im Winter spezifische Regeln für die Besucherinnen und Besucher. Zum Beispiel müssen diese Gebiete von den Skifahrern umfahren werden und Wanderungen sind nur auf den bezeichneten Routen erlaubt. Je nach persönlicher Einstellung können diese Einschränkungen als frustrierend empfunden werden; oder aber sie lösen Dankbarkeit aus für die stille Natur, die auf den ausgewiesenen Wegen erlebt werden darf.

Huhn im Iglu

Im Wildschutzgebiet Gurnigel-Gantrisch ist das selten gewordene Birkhuhn zuhause. Es ist perfekt an die kalte Jahreszeit angepasst: Die Füsse sind mit Federn bedeckt und bei jeder Körperfeder wächst zusätzlich eine kleine Daunenfeder, die den Körper wärmt. Im Winter gräbt es sich eine Schneehöhle in den lockeren Schnee auf der Nordseite der Hänge. In so einer Schneehöhle bleibt die Temperatur konstant bei 0° Celsius.

Zittern in der Kälte

Werden die Birkhühner aufgescheucht, verlassen sie fluchtartig ihr warmes Iglu. Sie fliegen auf die Wipfel der Bäume und harren dort in Wind und Wetter aus. Erst nach mehreren Stunden trauen sie sich wieder auf den Boden zurück. Durch die Anstrengung und durch die Kälte auf den Bäumen verlieren die Birkhühner überlebenswichtige Energie. Beachten wir die Wildschutzgebiete, stören wir Birkhahn, Schneehase & Co nicht noch zusätzlich.

Heftige Reaktionen durch Hunde

In verschiedenen Experimenten wurde gezeigt, dass Wildtiere heftiger auf Hunde als auf Menschen reagieren. Ist ein Schneeschuhläufer mit Hund an der Leine unterwegs, reagieren die Wildtiere früher und flüchten weiter weg, als wenn kein Hund dabei ist. Darf der Hund ohne Leine freilaufen, erhöhen sich diese beiden Werte nochmals erheblich.

Zeit fehlt

Bei Störungen steigt die Stresshormon-Konzentration an. Je heftiger die Störung, desto länger dauert es, bis das Wildtier wieder seiner Tätigkeit, wie zum Beispiel dem Fressen, nachgehen kann. Schneehase & Co verlieren also nicht nur Energie auf der Flucht, sondern auch wertvolle Zeit, um den Magen füllen zu können.

Mit knurrendem Magen unterwegs

Bei vielen Wildtieren wird der Magen in der Winterzeit umgebaut, damit die qualitativ schlechtere Winternahrung aufgenommen werden kann. Andere Tiere brauchen sehr viel Ruhe für die Verdauung: Der Schneehase zum Beispiel frisst Grünzeug, kann aber keine Vitamine und Nährstoffe daraus aufnehmen und so scheidet er das Grünzeug als weichen, breiigen Kot während der Ruhepause aus. Diesen besonderen Kot frisst er nochmals. Jetzt kann er die Nährstoffe verwerten. Bei Störungen muss der Hase flüchten. Somit sind alle Nährstoffe für den Hasen verloren.

Quelle: Freizeitaktivitäten im Lebensraum der Alpentiere, P. Ingold
Illustrationen: Agrégat Studio Bern im Auftrag des Naturparks Gantrisch

Wildschutzgebiet Gurnigel-Gantrisch
Vom 1. Dezember bis zum 31. März dürfen die Wildschutzgebiete nur auf den bezeichneten Wegen begangen werden. Verboten ist in dieser Zeit Wintersport ausserhalb der bezeichneten Winterrouten.
Vom 1. Dezember bis zum 30. Juni müssen Hunde an der Leine geführt werden.
Karte Wildschutzgebiete und weitere Infos zu respektvollem Verhalten: www.gantrisch.ch/wildschutz

Wettbewerb
Wie kannst du den Wildtieren helfen, den Winter zu überstehen?
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Alle Wettbewerbspreise
– Langlaufkurs für zwei Personen im Langlaufzentrum Gantrisch
im Wert von 200 Franken
– Drei Geschenkkörbe mit feinen regionalen Produkten aus dem
Naturpark Gantrisch im Wert von je 50 Franken
– Fünf Gutscheine für einen Einkauf im «Naturpark Lädeli» im
Schloss Schwarzenburg im Wert von je 20 Franken

Teilnahmeschluss ist der 31. Januar 2025. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden nach Teilnahmeschluss unter allen korrekten Einsendungen ausgelost und schriftlich informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mehr Informationen Wildschutz & Teilnahme Wettbewerb: gantrisch.ch/wildschutz
Für die Tourenplanung ausserhalb des Gantrischgebiets: www.wildruhezonen.ch