Rund 6200 Schwingbegeisterte kamen am Muttertag in den Genuss von hochstehendem Schwingsport. Bei schönem Wetter und vor traumhafter Kulisse, auf der einen Seite der Schwingarena mit dem Gantrischgebirge und dem Stockhorn am Horizont, auf der gegenüberliegenden Seite mit der reformierten Kirche von Riggisberg.
Das Schwingfest war ursprünglich für das Jahr 2020 angesetzt, musste jedoch bedingt durch Corona mehrmals verschoben werden. Umso länger war im Vorfeld das Fest in den Köpfen der Schwinger von Schwarzenburg und Umgebung, für die das Fest ein Heimspiel direkt vor der Haustüre bedeutete. Für Severin Schwander in extremis, wohnt er doch nur wenige hundert Meter vom «Chraftort im Feschtfieber» bei der Schulanlage Aebnit, im Haus des Vaters mit der Metzgerei. Allerdings erwischte Schwander nicht seinen besten Tag. Anfangs nervös, musste er im Verlauf des Wettkampfs zwei Niederlagen gegen Dario Bühler und Adrian Klossner sowie einen Gestellten gegen Dominik Gasser hinnehmen. Seine Siege gegen Valentin Steffen, Silvan Trittibach und Christian Rüegsegger brachten ihn letztlich auf Schlussrang 10i mit 55.75 Punkten. Sicher nicht das, was sich Schwander vorgestellt hatte. Aber auch andere Spitzenschwinger erlebten negative Überraschungen. Im Schlussgang, mittlerweile bei strömendem Regen, trafen Fabian Staudenmann und Curdin Orlik aufeinander. Orlik suchte die schnelle Entscheidung und setzte in der vierten Minute zu einem Schlungg an, Staudenmann konnte ihn abfangen und den Schlussgang für sich entscheiden. Dadurch konnte er gemeinsam mit Adrian Walther auf Rang 1b einen Doppelsieg feiern. Der Guggisberger kniete mit verdutzter Miene länger neben dem geschlagenen Orlik im Sägemehl, glaubte es kaum, dass es so schnell gegangen war und er zusammen mit Adrian Walther Festsieger wurde.
Die Jungen rücken nach
Das Mittelländische in Riggisberg zeigte, dass auch junge hoffnungsvolle Schwinger bei den Aktiven im Kantonal Bernischen Schwingerverband nachstossen. Starke Nachwuchsschwinger in der Region sind beim Jahrgang 2008 Benjamin Aeschlimann, Belpberg, beim Jahrgang 2009 sind es Benjamin Burren, Gasel, Michael Guggisberg, Helgisried, Janis Gerber, Oberbalm, alle SK Schwarzenburg, Mathias Krummen, Mühleberg, SK Laupen, Fabian Brönnimann, Riggisberg vom SK Wattenwil, und Lukas Wyss, Worb, SK Münsingen. Beim Jahrgang 2010 fällt Nino Berger, SK Münsingen, positiv auf und Kilian Schläfli, Süderen, SK Münsingen, beim Jahrgang 2011. Beim Jahrgang 2012 sind es Kilian Fankhauser, Rüti b. Riggisberg, SK Wattenwil, und Fabian Marchon, Bösingen, SK Laupen, die Erwähnenswerten.
Bei den kürzlich zu den Aktivschwingern gewechselten jungen Schwingern sind es Loris Berger aus Burgistein, der mit konstant guten Resultaten aufwartet und als Neukranzer an diesem Mittelländischen sensationell in Erscheinung getreten ist.
Nicht zu vergessen die beiden Mittelländer Schwinger Tobias Lauper aus Oberbalm und Joel Zimmermann aus Milken, beide vom SK Schwarzenburg. Lauper ist in seiner zweiten Saison bei den Aktiven, wobei anzumerken ist, dass er die letztjährige Saison grös-stenteils verletzungsbedingt verpasst hat. Er kämpfte beherzt, gewann vier Gänge gegen Nicola Leuenberger, Jan Zingrich, Adrian Roschi und Nico Helen, erkämpfte sich einen Gestellten gegen Jan Berger und verlor gegen Florian Aellen. Der 17-jährige Lauper beendete auf dem hervorragenden Rang 8a mit 56.25 Punkten und gewann damit seinen ersten Kranz bei den Aktiven. Joel Zimmermann gewann gegen André Rossier und Claudio Strub, stellte gegen Lukas Siegrist und Adrian Aebersold und verlor gegen Marcel Stucki und Severin Staub, damit klassierte er sich im Rang 14g mit 54.75 Punkten. Nach dem Fest haben wir mit Tobias Lauper und Joel Zimmermann ein Kurzinterview geführt.
Interviews mit: Tobias Lauper, Oberbalm, Joel Zimmermann, Milken, beide Jahrgang 2007:
Seit wann bist du Aktivschwinger?
(TL): Tobias Lauper: Seit 2023.
(JZ): Joel Zimmermann: Den Übertritt von den Nachwuchsschwingern zu den Aktiven habe ich im Februar 2023 vollzogen.
Wie viele Wettkämpfe hast du als Aktivschwinger bereits absolviert?
TL: In 2023 das Hallenschwingfest Oberdiessbach. Dann fiel ich bis Ende Saison 2023 verletzt aus. Danach konnte ich nur noch das Rangschwingfest Lac-des-Joncs bestreiten. Im 2024 habe ich das Hallenschwingfest Oberdiessbach, das Abendschwingen Alterswil, das Wislisau Schwinget sowie das Mittelländische Schwingfest in Riggisberg absolviert.
JZ: Zuerst habe ich in 2023 an einigen Regionalschwingfesten als Aktivschwinger erste Erfahrungen gesammelt. Am Mittelländischen Schwingfest 2023 in Frauenkappelen absolvierte ich mein erstes Kranzfest und es fehlte mir einen Viertelpunkt zum Gewinn des Kranzes. Das war ärgerlich, zeigte mir jedoch, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Wie hast du den Wechsel von den Nachwuchsschwingern zu den Aktiven erlebt?
TL: Unter den Nachwuchsschwingern kennt man sich in- und auswendig, weil man oft gegeneinander antritt. Da wird vielfach auf einen «Gestellten» hin geschwungen. Bei den Aktiven wird angriffiger geschwungen, was mir besser liegt. Allerdings wirken da auch viel grössere Kräfte und Kilos, die Belastung an den Wettkämpfen nimmt zu.
JZ: Bei den Aktivschwingern trifft man auf ganz andere Gegner mit kräftigen Posturen, höheren Gewichten, ausgefeilten Techniken und grosser Erfahrung. Da kann man viel profitieren, muss dann und wann halt auch mal unten durch. Das ist der Preis, um Erfahrung zu sammeln.
Du konntest dich in Riggisberg mit einer sehr guten und konstanten Leistung mit dem 8. Rang gleich als Neukranzer feiern lassen. Wie ist das für dich?
TL: Der Kranzgewinn hat mich sehr gefreut. Es ist ein sehr schönes Gefühl und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin und das Potenzial habe, mit mehr Erfahrung noch weiter zu kommen.
Wie bist du mit deinem 14. Rang am Mittelländischen 2024 in Riggisberg zufrieden?
JZ: Es zeigt mir, dass ich bei den Aktivschwingern mithalten kann. Mit zunehmender Erfahrung kann ich mich leistungsmässig durchaus noch steigern und festigen.
Was sind deine nächsten Ziele?
TL: Ich möchte bei den Aktivschwingern weitere Erfahrungen sammeln und weiterhin am Schwingen Freude haben. Mein Saisonhöhepunkt 2024 wird der Eidg. Nachwuchsschwingertag 2024 in Sion sein.
JZ: Ich möchte bei den Aktivschwingern in naher Zukunft sicher meinen ersten Kranzgewinn realisieren, gut und kon-
stant schwingen und mich sowohl in der Leistung als auch in der Technik festigen.