Space Eye macht den Blick ins Weltall frei

Space Eye macht den Blick ins Weltall frei

Das neue Weltraumlaboratorium nimmt Form an. Am Tag der offenen Baustelle orientierte das Observatorium für Weltraum und Umwelt über den Stand der Arbeiten und die Mission des Space Eye. Dessen Eröffnung ist Mitte September 2023 geplant.

«Freude herrscht!» Der Ausdruck von Alt-Bundesrat Adolf Ogi anlässlich der Mission des Schweizer Astronauten Claude Nicollier bleibt unvergessen. Freude herrschte auch am Event vom 5. November. Obwohl es teilweise regnete, tat sich doch der eine oder andere Blick «nach oben» auf.

Am Anfang war die Leidenschaft

«In Zeiten von Abgrenzungen und Abkehr von gemeinsamen Herausforderungen wie dem Erhalt unseres Lebensraums ist das Space Eye relevanter denn je», betonte Andreas Blaser. Der Stiftungspräsident der  Sternwarte Uecht freute sich sichtlich, den rund 150 geladenen Gästen das Space Eye vorzustellen. Dieses stehe für Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg und baue eine Brücke zwischen Forschung und Bevölkerung. Das dürfte ganz im Sinne des Berner Fabrikanten und Ingenieurs Willy Schaerer sein, der 1951 auf der Uecht eine private astronomische Beobachtungsstation errichtet hatte. Die Lage auf rund 1000 m ü. M. war schon damals perfekt, fernab von Nebel und Lichtsmog grösserer Städte. Innert 50 Jahren wuchs die Station zu einem vielbeachteten Observatorium heran. «Diese Pionierleistung schweizerischer Forschung und Innovation findet nun im Space Eye ihre Fortsetzung. Sie eröffnet neuen Wissensgenerationen einen einzigartigen Zugang zum Nachthimmel», hält die Stiftung fest. Die Faszination für das All ist ungebrochen.

Team-Mission «to the Space»

Das «Botta-Observatorium» auf der Uecht ist von Weitem zu sehen. Schlank ragt das runde Hauptgebäude in den Himmel. Bereits steht auch der Rohbau des unterirdischen Besucherzentrums. Bis nächsten Juni soll der Bau abgeschlossen sein und damit auch die sogenannten Inseln zur Wissensvermittlung, wie etwa das Multifunktionsplanetarium und das Teleskop. Dank gelebter Kooperation mit verschiedenen ähnlichen Institutionen weltweit wird das Space Eye über Live-Bilder weiterer Teleskope im In- und Ausland verfügen. Neben dem Hauptpartner Universität Bern sind über 50 Betriebspartner und wissenschaftliche Institutionen involviert.

Doch dieses «Auge in den Himmel» soll nicht nur der Wissenschaft dienen, sondern auch der Bevölkerung. «Unser Angebot richtet sich an Schüler, Jugendliche und Studierende, Vereine und Firmen, Touristen und weitere Interessierte», erklärte Geschäftsführer Michael Kropf. Und auch in Zukunft setzt man auf das Engagement von Freiwilligen: Sogenannte «Demonstratoren» bringen Gästen von Nah und Fern den fernen Himmel etwas näher.

Tour d’horizon mit viel Prominenz

«Von Bern aus ins Weltall!» Fast schien es, als hätte Regierungsrat Christoph Neuhaus einen neuen Slogan geprägt. Er bezeichnete das Space Eye als Leuchtturmprojekt mit weiter Ausstrahlung. Viel Lob gab’s aus professoralem Munde. So etwa von Christian Leumann, Rektor der Uni Bern: «Die Weltraumforschung befasst sich immer mehr auch mit der Erforschung und dem Schutz unserer Erde.» Die Fragen nach dem Woher und Wohin stellte Thomas Schildknecht, Vizepräsident der Stiftung und Astronom: «Das Projekt bietet die einzigartige Chance, die Forschung im Bereich der Astronomie, Weltraum- und Klimaforschung einer breiten Öffentlichkeit in einer einmaligen Architektur zugänglich zu machen. Das Space Eye soll zum Beobachten und Erkunden anregen.»

 

«Nichts beflügelt die Fantasie so sehr wie ein Blick in den Sternenhimmel. Die Astronomie ist die älteste und dank technologischen Entwicklungen eine der aktuellsten Wissenschaften», zeigte sich die Astrophysikerin Kathrin Altwegg überzeugt. Sie widmete ihr Referat der Frage nach der Ethik im Weltraum, nicht zuletzt auch wegen des «Weltraumschrotts». «Es ist die Neugier, die letztlich den Fortschritt antreibt», erklärte der Astronom Willy Benz. Und Walter Inäbnit, Unternehmer und Stiftungsrat, meinte treffend: «Wer nach den Sternen greift, muss über den Horizont schauen.» Und was sagt der Stiftungspräsident? «Der Blick nach oben führt zum Blick nach unten, zum globalen Schutz unseres Planeten, zur nachhaltigen Energieversorgung und zum bewussten Umgang mit limitierten Ressourcen. Mit dem Space Eye entsteht im Naturpark Gantrisch ein sinnliches Erlebnis der besonderen Art. Das Space Eye lädt zum Staunen und Schauen ein», so Blaser.

Dem Himmel so nah

«Das Space Eye will das Publikum für den Weltraum und unseren Planeten sensibilisieren – und zu einem nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen. Ich bin beeindruckt von der architektonischen Meisterleistung, in die sich die Wissensvermittlung einbettet und zum Lernen animiert», hielt Projektbotschafter Claude Nicollier fest. Der bisher einzige Schweizer im Weltall bleibt in einer grossen Mission unterwegs: Trotz seines respektablen Alters hat er einen Lehrstuhl in Zürich.

Und Stararchitekt Mario Botta? Er konnte auf der Uecht eine «Herzensangelegenheit» verwirklichen. Schon als Kind faszinierten ihn die unerreichbar scheinenden Sterne. Sein Ziel: «Ich wollte einen räumlichen Dialog zwischen dem bestehenden historischen Bau und dem neuen Observatorium schaffen. Der kleine Turm wird Bindeglied zwischen Himmel und Erde, zwischen Traum und Wirklichkeit. Aus der Vogelperspektive liest sich der Grundriss wie ein Auge. Dieser Zufall zwischen Form-Inhalt-Funktion ist so überraschend wie treffend für das neue Observatorium.» Angesprochen mit «Maître», meinte Botta im persönlichen Gespräch: «Nein, nein! Ich bin ein bescheidener Mensch. Le Corbusier war ein Meister, ein Maître. Ich bin höchstens ein Zentimeter.» Trotzdem wird Bottas Kunst-Bau-Werk zahlreichen Interessierten aus Fern und Nah das geheimnisvolle, unerreichbar scheinende All ein grosses Stück näherbringen. 

INFO:

www.space-eye.ch

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Space Eye macht den Blick ins Weltall frei

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