Eine Oase für Tier, Mensch und Natur

Eine Oase für Tier, Mensch und Natur

Eigentlich suchte Rosetta Bregy nur Ruhe von der Hektik der Stadt. Heute hilft sie andern Suchenden, neue Orientierung zu finden.

«Allmid» lautet die Adresse, und eine Allmend war es früher: ein gemeinsam genutzter Fleck Erde abseits der grossen Strassen, am Ende einer Sackgasse. Hier weideten die wenigen Rinder von Kleinbauern, die sich daneben als Tagelöhner durchschlagen mussten. Auf vielen solchen vormaligen Allmenden stehen heute noch kleine Bauernhäuser, die sogenannten Tagelöhnerhäuser.

«Als ich Mitte der 80er Jahre hier einzog, gehörten zum Haus nur ein Plumpsklo und ein Brunnen vor dem Haus», erzählt Rosetta Bregy. Zusammen mit ihrem Mann Bruno Rankwiler, einem Umweltingenieur für nachhaltiges Bauen, hatte sie nach einigen Jahren Stadtleben «mit immer voller Wohnung» Ruhe in der Natur gesucht und diese – zuerst allein – auf einem abgelegenen Hügel in Helgisried gefunden.

Eine «Einzeit» mit vielen Helfern
«Ich muss Boden haben, mich mit dem Rhythmus der Natur verbinden können», beschreibt sie das ‹Reissen›, das sie vor 35 Jahren nach Helgisried gebracht hat. Die heute 60-jährige Naturliebhaberin wuchs im Wallis und im Emmental auf, absolvierte eine Regieausbildung, war Tänzerin und Bewegungstherapeutin und arbeitete 18 Jahre als Berufsschullehrerin, bevor sie sich zum Coach und zur betrieblichen Mentorin ausbildete. Heute arbeitet sie hauptsächlich als Coach; bis Ende Jahr noch für Arbeitssuchende in Bern, anschliessend kehrt sie zurück in die Selbständigkeit. So kann sie Richtungssuchende auf der Allmid empfangen und die Umgebung einbinden.

«Hier sind so viele Helfer», erklärt Rosetta Bregy. Sie meint damit den Wind, die Aussicht, die vielen Wildtiere oder die grosse Linde. Diese ist eine der wenigen Linden der Region, die noch nie geschnitten wurde, und darum regelmässig vor der Linse von Fotografen zu finden ist. «Coachees» nehmen manchmal ein Lindenblatt mit nach Hause – es soll sie immer wieder an die Energien einer Linde erinnern.

«Ich will ermöglichen, nicht beratschlagen», beschreibt Bregy ihre Philosophie. «In der Wechselwirkung von Geist, Seele und Körper gehe ich mit meinen Klienten den Weg, den sie gehen wollen», führt sie ihre Art des Arbeitens aus. «Eine Auszeit, oder vielleicht auch eine ‹Einzeit›, ist immer ein Geschenk». Sie wünschte sich, mehr Menschen würden sich dieses Geschenk früh genug gönnen: bevor es zum Burnout oder zur Depression kommt. «Denn erst, wenn man Wünsche innen findet und zulässt, kann man sie aussen zur Realität werden lassen.»

Lebendiges Land
Auf der Wiese vor dem Haus ist ein grosser Teich entstanden, in dem sich Frösche, Molche, zahllose Insekten und Libellen angesiedelt haben. Ab und zu machen vorbeiziehende Enten eine Pause in seinem Wasser. Ja, hier lässt es sich verschnaufen, verweilen, sich neu orientieren. So verwundert es nicht, dass die kleine Ferienwohnung im vormaligen Tenn besonders in den Sommermonaten fast durchgehend ausgebucht ist. Die Gäste werden auf Wunsch sogar von Rosetta Bregy bekocht oder dürfen ihr die Kinder oder Haustiere anvertrauen, während sie die Umgebung erkunden oder sich in den Saunawagen zurückziehen.

Wildtiersichtungen seien ihren Gästen garantiert, heisst es auf der Homepage. Rosetta Bregy schwärmt von der Dachshöhle, dem Fuchsbau, den Rehen und Bibern. Vom Neuntöter oder dem Rotrückenwürger, die plötzlich auf der Allmid auftauchten. Ihr Land soll leben und Leben hervorbringen. In den nächsten Monaten soll darum einiges entstehen, als erstes eine hundert Meter lange «Nasch-Hecke»: Bäume und Sträucher, die Lebensräume verbinden, an denen Früchte und Beeren wachsen, für Tier und Mensch. Sanddorn, Holzäpfel, Felsenbirne, Kornellkirschen… – an Ideen mangelt es Rosetta Bregy nicht. Ihr schwebt eine Art Erlebnispfad vor, der vom Schwarzwasser unten zur Allmid hochführt und den Spaziergängerinnen und Spaziergängern Flora und Fauna näherbringt.

«Tut doch! Macht doch!»
«Einmal geriet ich zufällig mitten in eine Demo der Klimajugend», erzählt Rosetta Bregy. Ihre friedliche Entschlossenheit sei richtig spürbar gewesen, ein innerer Aufruf: «Tut doch! Macht doch!» «Ja», habe sie gedacht, «ich möchte mich und mein Land dafür zur Verfügung stellen.» Das ruhige Stück Land ist zu einer Oase geworden. Rosetta Bregy schaut über die Wildblumenwiese und stellt dankbar fest: «Alles, was ich hier machen kann, ist dank der Wirkung der Allmid möglich.»

www.allmid.ch

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