Ich bau mir meine Schule…

Ich bau mir meine Schule…

Ein Grossteil der Rüeggisberger Schulkinder ist zurzeit in Containern am Lernen. Ab Sommer kehren Sie in ihr «neues altes» Schulhaus zurück. Viele von ihnen haben auf der Baustelle mitangepackt und so direkt miterlebt, wie sich etwas vom Rohbau zur modernen Anlage entwickelt.

Stefan Zwahlen, Sanitärmeister und Mitinhaber der Zwahlen Beyeler Haustechnik GmbH, arbeitet seit knapp einem Jahr am Umbau der Schulanlage Ziegelacker mit. Eine besondere Aufgabe – schliesslich besucht sein 9 1/2-jähriger Sohn dort den Unterricht. Dieser Sohn ist es auch, der seinen Vater liebend gern auf Baustellen begleitet und mithilft. «Das gab mir die Idee, den Schulkindern anzubieten, beim Umbau ihrer Schule einen Einblick zu erhalten», erzählt Zwahlen.

«Es ist ja ihr Schulhaus»
Bei der Schulleitung und den Lehrkräften stiess der Vorschlag auf grosses Echo. Für Schulleiterin Margi Fankhauser war das Unterfangen zwar mit einigem Aufwand verbunden – Einwilligung der Eltern einholen, Abklärungen mit der Bauleitung, Organisation der Einsätze – «aber ich machte das sehr gern», berichtet sie. Fast alle Schülerinnen und Schüler meldeten sich für einen Einsatz – so viele, dass in manchen Klassen die Plätze verlost werden mussten.

Bereits nach den ersten beiden Einsatztagen berichtete Sanitärmeister Zwahlen der Schulleitung, die Kinder hätten derart motiviert mitangepackt, dass man schneller als gedacht fertig wurde. Fankhauser zieht denn auch begeistert Bilanz: «Ich bin wirklich positiv überrascht.» Dass die Kinder miteinbezogen werden, mache Sinn: «Es ist schliesslich ihr Schulhaus.» Zudem befasst sich die Schule dieses Jahr vertieft mit dem Thema Nachhaltigkeit. Weil der alte Schulhausteil energetisch saniert wird, lässt sich die Theorie gleich in der Praxis erleben. Man sieht vor Ort, was für eine bessere Energiebilanz getan werden kann.

Der Aufwand hinter dem Gewohnten
Im vergangenen Jahr ging es vor allem um das Verlegen der Bodenheizung in der neuen Turnhalle. Immer wieder zogen Dreierteams, bestehend aus Viert- bis Sechstklässlern, vom Schulpult auf die Baustelle: Unzählige Leitungen und Kabel, die sonst kompakt verpackt und hübsch versteckt unter dem Boden oder hinter der Decke für Licht, Strom oder Wärme sorgen, liegen dort herum. Baustaub bedeckt alles, überall steht Nachschubmaterial herum. Was alles herangeschleppt, ausgepackt, verlegt und angeschlossen werden muss, damit man später im wohlig warmen, perfekt ausgeleuchteten Schulzimmer rechnen, schreiben und lesen kann – wohl kaum ein Kind ist sich dessen bewusst.

Nicht aber die jungen Rüeggisbergerinnen und Rüeggisberger: Sie durften in den letzten Wochen für jeweils anderthalb Stunden Schreibzeug gegen Werkzeug eintauschen und ihre zukünftige Bodenheizung verlegen.

Zukünftige Lernende?
Für den Sanitärmeister hat das Projekt noch einen weiteren positiven Aspekt: Die Mittelstufenschülerinnen und -schüler schnuppern Baustellenluft – vielleicht entscheidet sich eine oder einer von ihnen später für eine Lehre in diesem Bereich? Beim Besuch der «Gantrisch Zeitung» jedenfalls verlassen die drei Buben nach ihrem Einsatz die Baustelle beschwingt: «Danke, dass wir helfen kommen durften.» Zwahlen lässt es sich nicht nehmen, sie gleich für eine Schnupperwoche in seinem Betrieb einzuladen. Gut möglich, dass es dem einen oder andern der 36 Junior-Bauarbeiterinnen und -Bauarbeitern den Ärmel reingezogen hat. Etwa dann, wenn sie nächsten Winter Wärme unter ihren Füssen spüren, die auch dank ihnen den Boden durchziehen wird.

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