Bis im letzten Jahr war es Sven Riedo gewohnt, Rückschläge aus einem Gewehr abzufedern. Als Mitglied der Junioren-Nationalmannschaft des Schweizer Schiesssportverbandes nahm er an mehreren Europameisterschaften teil. In letzter Zeit beschäftigte sich der Bauernsohn mit Rückschlägen von Flammen, die er für seine Bachelorarbeit erforschte und in gewisser Weise auch abfedern musste. Dabei erwies er sich wiederum als treffsicher. Der Vollständigkeit halber sei das Thema der Bachelorarbeit von Sven Riedo erwähnt: «Erkennung und Prognose von Flammenrückschlägen anhand von Staudruckdaten, die via Fabry-Pérot-Interferometrie erfasst werden: Implementierung und Validierung der Algorithmen.» Gefragt nach Nachhilfe, fasst Sven Riedo seine Arbeit so zusammen: «Die Probleme beim Verbrennungsprozess sollen erkannt werden, beispielsweise bei der Verbrennung von Wasserstoff als Energieträger. Die kontrollierte Verbrennung verhindert Flammenrückschläge in die Brennkammer. Dadurch wird der Verbrennungsprozess messbar und sicherer.» Der Nachteil der kontrollierten Verbrennung sei, dass die Flamme beim Verbrennungsprozess empfindlicher und instabiler ist. «Kleine Veränderungen reichen aus, dass die Flamme nicht mehr so brennt, wie man es gerne hätte. Dadurch entstehen Phänomene wie Flammenausgänge oder Flammenrückschläge in die Brennkammer, was sogar zu Explosionen führen kann.»
Weniger schädliche Kraftstoffe
Sven Riedo ist 24-jährig, hat eine Berufslehre als Elektroniker absolviert, danach in Freiburg an der Fachhochschule studiert und entschied sich erst im 6. Semester für das Thema seiner Bachelorarbeit. Sein Dozent Gianluca Nicchiotti, Professor an der Fachhochschule, bezeichnet den Beitrag von Sven Riedo als sehr proaktiv, professionell und wertvoll, «mit dem übergeordneten Ziel, den Einsatz von weniger umweltschädlichen Kraftstoffen in Zukunft möglich zu machen.» Die französischen Physiker Fabry und Pérot entwickelten vor 126 Jahren ein Interferometer, ein Gerät für berührungslose, optische Messtechnik. Die Erfindung der beiden Wissenschaftler bildete für die Firma Meggitt SA die Basis zur Weiterentwicklung von Staudrucksensoren. Aus den Datenerfassungen des Unternehmens entwickelte, testete und verglich Sven Riedo während der Testphase die Fähigkeiten neuer Systeme von optischen Sensoren zur Überwachung der Verbrennung. Basierend auf der Analyse von Druckmessungen bestand seine Arbeit vor allem in der Erkennung des Auftretens von Flammenrückständen in der Brennkammer. Woraus sich das eigentliche Ziel seiner Aktivitäten ergab, nämlich die Analysen und Erkenntnisse festzuhalten und zu dokumentieren. Dazu entwickelte er Algorithmen, die in das System der Verbrennungsüberwachung implementiert wurden, um die unerwünschten Erscheinungen bei der Wasserstoffverbrennung zu vermeiden. «Wenn künftig vermehrt mit Wasserstoff als Energieträger gearbeitet wird», blickt Sven Riedo in die Zukunft, «muss der Verbrennungsprozess besser kontrolliert werden. Sonst funktioniert es nicht.»
Ein Weg der kleinen Schritte
Es gibt Kreise in der Wissenschaft, die dem Wasserstoff als Energieträger das Potenzial zur Energiewende attestieren. Auch Sven Riedo schliesst das nicht aus, die Technologie gehe in die richtige Richtung, allerdings: «Der Klimawandel kann nicht mit der Technik alleine aufgehalten werden. Es muss an allen Rädern gedreht werden. Auch bei uns, bei unserem Verhalten.» Ein Weg der vielen kleinen Schritte sei es, ein Weg, zu dem auch viele kleine Projekte beitragen. Eines wie seine Bachelorarbeit, auch wenn er von einem sehr kleinen Beitrag spricht. Überhaupt, er sei kein Forscher und habe einfach seinen Abschluss gemacht. Immerhin lässt er sich entlocken, dass er zusammen mit seinem Dozenten aufgezeigt habe, dass die Entwicklung der neuen Sensoren der Firma Meggitt bessere Ergebnisse liefern als die bisherigen. Dass Sven Riedo seinen Beitrag dazu nicht in den Vordergrund rücken mag, entspricht seinem Naturell. Seinen Fähigkeiten entspricht, was Gianluca Nicchiotti sagt: «Die Arbeit von Sven Riedo ist ein kleiner Schritt für die Produktion und den Einsatz von sauberen Kraftstoffen als Energieträger.» Wie gross die nächsten Schritte des jungen Ingenieurs sind und wohin sie ihn führen werden, lässt er offen. Er ist sehr dankbar für die Tätigkeit, die er an der Universität Bern in der Abteilung für Weltraumforschung ausübt. Der Masterabschluss könnte eine Option sein, im Moment steht für ihn jedoch im Vordergrund, «dass ich an Programmen arbeiten kann, die mir entsprechen und wo ich spannende Dinge entdecken kann».