Grundsortiment und Frischwaren
Dieser Entwicklung wirken Dorfläden wie Volg, Landi und Co. entgegen. Selbst in den entlegensten Tälern findet sich in Läden auf kleinster Verkaufsfläche ein Sortiment für den täglichen Bedarf. Meist können auch Postgeschäfte in den Läden abgewickelt werden. Das Grundsortiment wird beim Grossverteiler bestellt und geliefert. Frische Lebensmittel wie Milchprodukte, Fleisch und Gemüse werden vorwiegend und wann immer möglich aus der Region bezogen. «Dies schätzen die Kundinnen und Kunden besonders», erzählt Priska Rupp, Filialleiterin des Dorfladens «Prima» in Blumenstein. Hinter dem Laden steht die «Chrüzwäg Chäsi», welche in der Region mehrere Läden in Partnerschaft mit «Prima» führt, einem Konzept der Volg Konsumwaren AG, und diese mit den frischen Milchprodukten aus der Region eindeckt. «Die Dorfbewohner können sich mit den heimischen Waren besser identifizieren» sagt Rupp und ergänzt: «Mit dem regionalen Angebot heben wir uns zudem von den grossen Supermärkten ab.»
Mehr Kundschaft durch Corona
Das Kaufverhalten der Bevölkerung sei sehr unterschiedlich, erzählt die Filialleiterin weiter. «Es gibt jene, die bereit sind, für die Produkte etwas mehr zu bezahlen. Sie wollen den Dorfladen bewusst unterstützen, indem sie ihre Einkäufe vorwiegend hier erledigen. Dann gibt es welche, die nur kommen, wenn sie frisches Brot oder Käse brauchen oder etwas im Supermarkt vergessen haben.» Andere wiederum kämen vorbei, wenn sie ihre Postgeschäfte erledigen wollen. Insgesamt könne man jedoch eine positive Entwicklung beobachten. Besonders im Corona-Lockdown im letzten Jahr suchten die Einheimischen vermehrt den Dorfladen auf. «Plötzlich kamen Menschen zum Einkaufen, die wir noch nie zu Gesicht bekommen haben», schmunzelt sie.
Dorfladen aus Leidenschaft
Nicht so rosig sieht es für die Dorfläden aus, die ausschliesslich im privaten Besitz und ohne Partnerkonzept sind. Die grossen Supermärkte, aber auch Anbieter wie Volg und Landi machen ihnen das Überleben schwer. In der Region Gantrisch gibt es nur noch eine Handvoll Privatpersonen, die das wirtschaftliche Risiko auf sich nehmen und einen kleinen Laden führen. Meist aus Leidenschaft heraus und sehr wohl wissend, dass die Verdienstmöglichkeiten nicht immens sind.
Einer davon ist der «Dorfmärit» in Rüeggisberg. Dieser wird seit sieben Jahren von den beiden Frauen Silvia Beyeler und Maria Muhr geführt. Das Angebot reicht von regionalen Frischprodukten bis hin zu einem Grundsortiment für den Alltagsverbrauch. Im Laden ist zudem eine Kaffeeecke integriert, wo kleine Snacks wie Gipfeli und frische Sandwiches angeboten werden. «Unser Ziel ist es, den Laden noch weitere drei Jahre, mindestens bis zu unserer Pension weiterzuführen», sagt Silvia Beyeler hoffnungsvoll. Doch das Überleben sei schwierig. Eine Zeit lang sah es für den Laden besser aus: «Als Corona ausgebrochen ist, konnten wir unseren Umsatz deutlich steigern», erzählt Beyeler und fügt mit Bedauern an: «Leider sind viele wieder abgewandert, als die Normalität in den Alltag zurückkehrte.»
Wie auch immer die heutigen Dorfläden organisatorisch aufgestellt sind: Sie sichern die Versorgung der Bevölkerung in den ländlichen Gebieten, sind wichtiger Begegnungsort und halten Ortskerne lebendig. Weiterhin bleibt das Überleben und die Zukunft der Dorfläden, vor allem im privaten Besitz, wohl eine Gratwanderung. Obwohl bei den Verbrauchern allgemein ein Umdenken stattfindet und man sich mehr und mehr auf die Regionalität zurückbesinnt, sind Dorfläden auf eine treue Kundschaft angewiesen. Denn bekanntlich ist es die Nachfrage, die das Angebot bestimmt.