«Voraussehend fahren»: Was für Autofahrerinnen und Autofahrer schon lange selbstverständlich ist, prägt nun auch den mobilen Alltag von Pistenfahrzeuglenkern. «Mit SnowSat LiDAR wortwörtlich die Zukunft sehen»: So bewirbt das Herstellerwerk sein neuestes Produkt, ein radargesteuertes Ortungssystem. Die Technologie kommt erstmals auch in unserer Region zum Einsatz.
«Alles für die Qualität der Loipen»
Bisher kannten die Lenker von Pistenfahrzeugen nur die Schneetiefe, die direkt unter dem Fahrzeug gemessen wird. Die Schneedicke vorne und seitwärts des Fahrzeugs musste mit blossem Auge abgeschätzt werden. Mit dem sensorgesteuerten System SnowSat LiDAR können die Fahrer die Schneetiefe auch vor dem Fahrzeug erkennen, wie auch links und rechts der Fahrspur. Für Skigebiete resultieren dadurch grosse Vorteile: Die Arbeit wird effizienter, das «weisse Gold» kann schneller auf Stellen mit wenig(er) Schnee verschoben werden und es wird einfacher, Schneedepots zu errichten. «Dank der vorausschauenden Schneetiefenmessung können wir unsere Schneereserven optimal einsetzen. Gleichzeitig unterstützt LiDAR die Fahrer bei schlechter Sicht. So navigieren sie auch bei extremen Sichtverhältnissen sicher.», freut sich Armin Schmid, Fahrerchef der Weissen Arena in Laax GR.
Ähnlich positiv sieht man es im Langlaufzentrum Gantrisch. «Die Fahrer können die Schneehöhe dank Radar und Kamera mindestens 20 Meter im Voraus messen. Hat es viel Schnee, kann dieser gezielt zu Depots zusammengestossen und später zu kritischen Stellen geführt werden. Ist die Schneedecke aber weniger dick, erkennt der Fahrer rechtzeitig, dass Vorsicht geboten ist. Alles dient der Qualität der Loipe. Und: Wir können zeitlich länger gute Spuren anbieten», erklärt Markus Sohn, Präsident des Langlaufzentrums Gantrisch.
Vorausschauend agieren
Winter mit sehr viel oder mit sehr wenig Schnee gab es immer wieder. Nun hat es in der Regel aber immer weniger Schnee. Auch in der Gantrischregion, wie Markus Sohn bestätigt: «Die Schneedecke ist praktisch Jahr für Jahr weniger dick; 30 bis 40 cm dicke Loipen gehören der Vergangenheit an. Wir haben Glück, dass unsere rund 45 Kilometer präparierten Loipen auf rund 1500 Meter Höhe liegen.» Um die Spur zu schonen, fahren die Pistenfahrzeuge seit zwei Jahren mit Gummi- statt mit Metallraupen. Doch das allein reicht nicht. Eine weitere Optimierungsmöglichkeit bietet sich mittels hochsensibler Technik. Rund 60’000 Franken kostet die Aufrüstung eines Pistenfahrzeugs mit einem Radarsystem – viel Geld für ein Langlaufgebiet wie die Gantrischregion. Die Höhe des Betrags bedingte eine ausserordentliche Mitgliederversammlung. Diese hiess Ende Juni das Geschäft gut, war Handlungsbedarf doch unbestritten. Das Gelände wurde im Herbst mittels Drohnen fotografiert, um Senkungen und Erhebungen ins System einzuspeisen. Dieses kann das Gelände anschliessend unter der Schneedecke «lesen» und so präzise Hinweise geben. «Das Gerät ist nur so gut wie die Fahrer, die es einsetzen», so Markus Sohn. Nachdem die Installation erfolgt war, wurden die Fahrer daher sorgfältig geschult. Einer erfolgreichen Langlaufsaison sollte danach nichts mehr im Wege stehen. Und zeigt sich Frau Holle grosszügig, dürften die Loipen das Saisonende sogar ein wenig verlängern.
Paradies vor der Haustür
Liegt genügend Schnee, verwandelt sich das Gantrischgebiet zu einem Wintersportgebiet par excellence: Es ist gut erreichbar, überrascht mit seinem einzigartigen Panorama und bietet auf und abseits der Pisten manches schöne Erlebnis für Schneefans aller Altersklassen. Markus Sohn engagiert sich seit über 20 Jahren im Vorstand des Langlaufzentrums und ist verantwortlich fürs Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit. Die zwölf Vorstandsmitglieder treffen sich in der Regel monatlich zu einer Sitzung. «Wenn der Schnee dann mal da ist, haben wir einen Grossteil unserer Arbeit erledigt», schmunzelt Sohn. Mit der Anschaffung des neuen Systems ist jedenfalls ein wichtiger Schritt Richtung Zukunft getan. Das Resultat dürfte sicher auch den Verantwortlichen einige genussvolle Stunden im hoffentlich tief liegenden Schnee bescheren.
Noch ein «heisser» Tipp: Die beiden Webcams beim Blockhaus auf der Seite Selital und jene bei der Wasserscheide (im Sommer) orientieren in Echtzeit über die Situation vor Ort.
SnowSat LiDAR
Die vorausschauende Schneetiefenmessung SnowSat LiDAR wird in PistenBullys der Firma Kässbohrer verbaut, bei neueren Modellen auch ab Werk. Der Produzent nennt folgende Vorteile: Produktivität, Kosteneinsparungen, Pistenqualität, Betriebssicherheit, Umwelt, Arbeitssicherheit.