«Kommen acht Israelis, acht Iren und acht Schweizer auf den Gurnigel…» – was sich anhört wie der Beginn eines Witzes, ist in Wirklichkeit ein berührendes und eindrückliches Unterfangen. Denn rund um die Süftenenhütte, wo die bunte Gruppe ihr temporäres Zuhause fand, war nicht einfach Wintersport angesagt. Vielmehr ging es um eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen und mit Grenzen – und um die Überwindung derselben.
Wenig Berührungspunkte
Die Jugendlichen kommen nämlich teils aus einem sozialen Projekt in der israelischen Wüste, teils aus Irland sowie aus verschiedenen Landesteilen der Schweiz. Für manche von ihnen war es die erste Begegnung mit Schnee, alle kennen jedoch die Herausforderungen und Chancen von aufeinandertreffenden Kulturen oder Sprachen. In Israel sind es die Juden und Araber, in Irland die Katholiken und Protestanten, in der Schweiz die verschiedenen Landesteile. «Bei uns haben wir zwar nur wenig Konflikte, aber auch kaum Berührungspunkte», weiss Oliver Schneitter, Geschäftsleiter des Vereins Naturkultur. Er ist der Hauptorganisator und -leiter der Lager. «Wenn bei uns eine Tessinerin auf einen Romand trifft, dann sprechen sie meist Englisch miteinander – was bei den ausländischen Lagerteilnehmenden zu grossem Erstaunen führt.»
Gälisch, Hebräisch, Berndeutsch
Der Verein Naturkultur setzt sich für kulturübergreifende Begegnung ein. Mit Unterstützung von diversen Stiftungen führt er jährlich mehrere Lager durch. Das «Gantrisch-Lager» ist als Einstieg für Jugendliche gedacht, die noch wenig solche Erfahrungen gemacht haben. «Wir wollen ihnen vermitteln: Engagier dich – Du kannst etwas erreichen in der Gesellschaft», umschreibt Schneitter die Botschaft der Lager. In Schwarzenbühl erleben sie viel Natur. Unterstützt von der Skischule Selital dürfen sie einmal auf Skiern stehen, manchmal kommt ein Rancher vorbei und zeigt etwas, mal wird die Geschichte von Vreneli und Hansjoggeli erzählt. Nebst Schneeschuhwanderungen, dem Bauen von Iglus und vielen weiteren Aktivitäten kochen die Jugendlichen gemeinsam, tauschen sich über ihren Alltag aus, stellen ihre Länder vor, lernen Begriffe auf gälisch, auf hebräisch oder berndeutsch.
Einladung an die Gantrisch-Jugend
«Ich liebe die Region Gantrisch», schwärmt Oliver Schneitter. Sie liege nahe an drei Städten und sei trotzdem noch sehr wild und schön. Darum ist der Berner Familienvater auch privat viel hier unterwegs. Doch nun heisst es: Nach dem Lager ist vor dem Lager! Ende März beginnt der kulturelle Austausch beim Steinmauernbauen im Tessin, im Mai geht es auf einen genossenschaftlichen Bauernhof in Israel. Es folgen Graubünden, Irland, der Grenchenberg und dann wieder Israel. Bevor der leidenschaftliche Jugendarbeiter aber abreist, formuliert er noch sein Herzensanliegen: «Ich wünsche mir, dass auch Jugendliche und junge Erwachsene aus der Region Gantrisch an solchen Lagern teilnehmen.»
INFO
www.nakultur.ch