Man nehme: Das ehemals grösste Hotel in der Schweiz mit dem dazugehörigen Parkgelände (das Grandhotel Gurnigelbad), einen hervorragenden Bildband dazu («Gurnigelbad – Die Stadt im Walde» von Christian Raaflaub), eine Projektleiterin mit viel Herzblut (Christine Böhlen), eine bestens ausgewiesene Regisseurin (Davina Siegenthaler), eine motivierte Schauspieltruppe in zwei Teams, baue darauf eine szenische Führung auf, die erste in unserer Region, und führe diese zwei Jahre lang (bei jedem Wetter) erfolgreich durch, immer ausverkauft.
Was – wie fast in jedem Rezept – einfach tönt, war eine Parforceleistung ganz vieler Personen, die sich zum grossen Teil ohne oder mit einer geringen Entschädigung einem Thema verschrieben haben, das unsere Region im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert touristisch geprägt hat wie kaum ein anderes. Und so ist es nur zu verständlich, dass die ganze Gruppe den Erfolg bei einem guten Nachtessen abgeschlossen und noch einmal in den Erinnerungen der letzten Jahre geschwelgt hat.
Schade, geht’s nicht weiter! Mir bleibt, dem ganzen Team für den herausragenden Einsatz und die Strahlkraft, die das Projekt für die ganze Region hatte und mit der viele neue
Gäste ins Gurnigelbad gebracht wurden, ganz
herzlich zu danken. Allen voran: ganz herzlichen Dank Christine!
Ruedi Flückiger
Christine Böhlen, wie kam die Szenische Führung zustande?
Als ich 2016 einen Bericht über die touristischen Bestrebungen im Simmentaler Weissenburg Bad hörte, dachte ich ans Gurnigelbad. Inspiration waren auch die Berner StattLand-Rundgänge. Bei den damaligen Wirtsleuten stiess ich auf offene Ohren, auch Christian Raaflaub war dabei. Bald darauf bildeten wir mit Vertretern aus dem Naturpark und der Gantrisch Plus AG eine Arbeitsgruppe.
Warum setzten Sie sich persönlich derart ein?
Einige Jahre vorher hatte ich den Gürbetaler Höhenweg mitlanciert. Ich liebe die Kombination aus einer guten Idee und einer Arbeitsgruppe, die sich zielgerichtet an ihre Realisation macht. Zudem habe ich viele Kontakte in der Region, aber auch beim Kanton. Wie diese verschiedenen Menschen und Funktionen zusammenspielten wie Zahnräder, motivierte mich immer wieder.
Was gab es nach der Initalphase zu tun?
Wir durchsuchten viele Brockenstuben und Recyclinghöfe auf der Suche nach Requisiten, führten ein Casting für Schauspieler durch, organisierten Proben und Aufführungsdaten. Auch in der Zeit der Aufführungen musste immer eine Ansprechperson präsent sein.
Wer besuchte die Aufführungen?
Die Führungen waren von Anfang an alle schnell ausverkauft; immer wieder mussten wir Daten hinzufügen. Im ersten Jahr gab es 40 öffentliche und private Führungen, im zweiten 53. Nebst Einheimischen kamen vor allem Auswärtige – weit über die Kantonsgrenze hinaus.
Gibt es eine Fortsetzung?
Wir hören auf dem Höhepunkt auf. Nach zwei intensiven Jahren plus der Vorbereitungszeit ist eine Ermüdung spürbar. Aber der Hauptgrund sind die anstehenden Umbauarbeiten im Gurnigelbad. Vielleicht lässt sich nach deren Abschluss etwas weniger Aufwändiges realisieren. Der Hauser-Stein kann nach wie vor besucht werden. Er wurde nach dem Tod des innovativen Direktors im Gurnigelbad zum Andenken an ihn gesetzt.
Haben Sie schon das nächste Projekt in der Pipeline?
Ich muss mich jetzt zuerst erholen! (lacht) Aber es ist schön, wenn man auch als Laie etwas auf die Beine stellen und mit motivierten Personen zusammenarbeiten kann.
Christine Böhlen ist Initiantin und Projektleiterin der Szenischen Führung Gurnigelbad. Die Kindergärtnerin wohnt mit ihrer Familie in Riggisberg