Eva würde sich die Finger lecken

Eva würde sich die Finger lecken

Er ist mit Leib und Seele Landwirt und Herr über 100 Apfelbäume. Beim Rundgang in der Mosterei von Christoph Hadorn in Gurzelen werden Gedanken ans Paradies wach.

Schon immer wurde in der «Tiefe» für den Eigengebrauch gemostet. 2021 wurde Christoph Hadorn angefragt, ob er die Mosterei von Daniel Dähler übernehmen wolle. Er erkannte die Chance für ein neues Standbein im Familienbetrieb mit seiner Eltern und wagte den Sprung in die Teilselbständigkeit.

Organisation ist (fast) alles

Dem Namen «Tiefe» zum Trotz liegt Hadorns Hof leicht erhöht über der Verbindungsstrasse von Seftigen nach Wattenwil. Der Ausblick ist grandios. Und stehen die über 100 Hochstämmer erst einmal in «Bluescht», dürfte sich die legendäre Ausfahrt ins Baselbiet glatt erübrigen.

«Wir haben die ideale Lösung gefunden», erzählt Christoph Hadorn. Im Herbst 2021 wurde erstmals gemostet. Die Vorfreude war gross, das Ergebnis eher klein. «Es war kein so gutes Jahr. Viele Obstblüten erfroren wegen Spätfrost», sinniert er. Umso grösser die Genugtuung, dass 2022 besser ausfiel. Inzwischen bricht die Sonne durch die Nebeldecke. Die Stimmung hat tatsächlich etwas Paradiesisches.

Für Hadorn, ausgebildeter Landwirt und studierter Agrotechniker HF, war klar, dass die Anlagen ersetzt werden müssen: Im Sommer 2021 wurde gebaut. Im Erdgeschoss des Stöcklis entstand eine Produktionsstätte, die auch grösserem Ansturm standhält. In der Saison arbeitet der Jungunternehmer von 5 bis 6 im Stall. Anlieferungszeiten sind von 9 bis 11 Uhr, auf Voranmeldung. Danach stehen Obstpressen, Pasteurisieren, Abfüllen und Reinigen auf dem Programm. Feierabend gibt’s meist erst nach 21 Uhr.

Gut 200 Kunden zählt der Betrieb, vor allem private Baumbesitzer. «Manche wollen ihre Äpfel möglichst bald weghaben», erklärt Christoph. Er weiss: «Vom Baum direkt in die Mosterei – das gibt die beste Qualität!» Bis Bandpresse, Pasteur und Abfüllanlage passiert sind, muss jeder Handgriff sitzen.

Von Adam und Eva

«Faules Obst geht gar nicht», erklärt der Fachmann. Ist aber mal der Wurm drin, ist das kein Problem: Der Filter hält, was er verspricht (weshalb Apfelsaft als vegan gelten kann). Aus 10 kg Obst gibt’s rund 6 Liter Most. Apfelsaft ist aber nicht gleich Apfelsaft. Aus seinem Mostobst komponiert Christoph verschiedene Sorten zu einer harmonischen Mischung, strebt eine klare Farbe und hervorragende «Chuscht» an. Bereits hat er einige Medaillen gewonnen.

Vorerst gilt Christophs Aufmerksamkeit den Kulturen. «Alles vorewäg näh, mit dr Natur läbe» – so sieht er der Zukunft gelassen entgegen. Und wie lange sieht er sich als Hüter seines kleinen Paradieses? «Am liebsten bis zur Pensionierung!»

Zudem widmet er sich Kühen, Schafen, Geissen, Wildblumen und deren Samenproduktion. Und gegen allfälligen Frust hat er ein patentes Gegenmittel: runterspülen, am besten mit einem Glas köstlichem Most.

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