Otto Lötscher ist seit 24 Jahren Gemeindepräsident von Plaffeien. Im Interview äussert er sich zur Bedeutung des Naturparks für seine Gemeinde.
Otto Lötscher, wie war es für Sie vor rund zehn Jahren, als der Naturpark Gantrisch gegründet wurde?
Ich persönlich war von Anfang an überzeugt: Es ist eine gute Sache. Ich sah es als eine Chance.
Was bedeutet der Naturpark für die Gemeinde Plaffeien?
Wir haben eine wunderschöne Landschaft – sie ist unser Kapital. Aber sie muss uns auch eine Wertschöpfung bringen. Damit sich der Tourismus weiter entwickelt, brauchen wir den Park. Weiter hilft er uns, der Landschaft besser Sorge tragen zu können: durch die Sensibilisierung an Schulen, durch Landschaftspflegeeinsätze und weiteres.
Plaffeien verfügt doch schon über gut laufende touristische Angebote?
Ich höre oft: «Schwarzsee ist dem Gurnigel touristisch gesehen zehn Jahre voraus.» Ja, der Tourismus war hier schon früher wichtig und es hat viele tolle Angebote. Auch der öV ist hier viel besser ausgebaut.
Dann brauchen Sie den Naturpark gar nicht unbedingt?
Oh doch – der Naturpark ist ein wertvolles Instrument fürs Marketing. Und was auch wichtig ist: Die verschiedenen Regionen sind näher zusammengewachsen, sogar über die Kantonsgrenzen hinweg. Man hat nun eine gemeinsame Identität, was ich als Plus sehe.
Möchte der Gemeinderat mit Plaffeien weiterhin
Mitglied im Naturpark sein?
Damit sich etwas entwickeln kann, braucht es Zeit. Nach den ersten bald zehn Jahren haben wir nun einen Boden, auf dem wir aufbauen können. Wir möchten unserer Gemeinde diese Chance nicht entgehen lassen und glauben, dass auch die Bevölkerung dies so sieht. Zudem: Wenn der Bund Fördergelder verteilen will, dann müssen wir sie doch abholen? Wir als Gemeinde können da sicher noch etwas aktiver sein. Darum ist es wichtig, dass wir weiterhin dabei sind.
Gibt es auch kritische Stimmen aus der Bevölkerung?
Viele denken bei «Naturpark» an «Naturschutz» und damit an Verbote. Da ist es mir ganz wichtig zu sagen, dass ein Naturpark ein Instrument des Bundes ist, um Randregionen zu entwickeln! Er darf nicht als Naturschutzgebiet gelten. Der Naturpark will uns ja nicht behindern, sondern unterstützen. Ich bin überzeugt, dass so etwas wie künstliche Beschneiung in einem Naturpark Platz hat.
In welchen Bereichen will sich die Gemeinde Plaffeien in den nächsten Jahren entwickeln?
Bei der Förderung der regionalen Produkte haben wir noch viel Potenzial. Wir brauchen trotz Strukturwandel Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Für die neue Generation geht es nicht mehr, dass die Bauersfrau am Samstag ohne Lohn in der Stadt hinter einem Marktstand steht und Güetzi verkauft.
Und im Tourismus?
Hier sehe ich weiteres Potenzial. Wir wollen verstärkt den Aufenthaltstourismus fördern, dass nicht nur Tagesausflügler hierhin kommen. Dabei werden wir vom Naturpark unterstützt; wir entwickeln Angebote, in denen die Regionen Schwarzsee und Gurnigel vermehrt zusammen auftreten. Weiter arbeiten wir am Projekt «Schwimmbad» (Hallenbad, Anm. der Redaktion), etwas, das in der Region Gantrisch sicher noch fehlt.
Sie haben im vergangenen Herbst «Plaffeien 23» lanciert. Was ist das?
Seit Oktober führen wir jeden Samstag einen Bauernmarkt im Dorf durch, um die regionalen Produkte zu fördern. Daneben soll das Dorfzentrum allgemein belebt werden. Wir sind ein interkommunales Zentrum, trotzdem hat sich einiges an den Dorfrand verschoben. Dem wirken wir mit diversen Initiativen entgegen.
Was ist Ihnen für die nächsten zehn Jahre Naturpark wichtig?
Wenn sich Randgebiete entwickeln wollen, braucht es Initiativen aus den Gemeinden und Akteure vor Ort. Gleichzeitig ist vieles nur dann machbar, wenn man zusammenarbeitet und im grösseren Rahmen denkt. Das ist dank dem Park viel besser möglich.