Am Ende dieses Abends, Anfang November in Oberbalm, steht Geschäftsführerin Lydia Plüss vorne, lächelt – und reicht ihrem Nachfolger Oliver Berger einen «Nagelfluh-Chemp»: ein Brocken aus unzähligen Steinchen, zusammengehalten von einem unscheinbaren Kitt. «So ist der Naturpark», sagt sie. «Die Steine sind gross, klein, verschiedenfarbig – so, wie die 19 Gemeinden auch. Allein sind die Steine nur Grien. Aber was es ausmacht, ist der Kitt. Das seid ihr, die Menschen, eure Bereitschaft. Das ‹verhäbt›, damit kann man bauen.»
Stacheln, Lärm und Zwitschern
Die Mitgliederversammlung beginnt schon herzlich. Draussen können die Ankommenden beim Infomobil Rätsel lösen und Spannendes erfahren, bevor es drinnen losgeht. Oberbalms Gemeindepräsident Rudolf Anken zeigt bei seiner Begrüssung, dass auch eine Randgemeinde Geschichten erzählen kann: Er berichtet von 4000-jährigen Funden, von einem «Chefeli», in dem einst Betrunkene vor dem Erfrieren gerettet wurden, und von einem Wappen, das notfalls Stacheln zeigt, etwa bei Fusionsgelüsten des Kantons. Katharina Conradin, Leiterin Räumliche Entwicklung, stellt das Jahresprogramm 2026 vor. Manches ist wohlbekannt, anderes wird im kommenden Jahr konkretisiert. Etwa Massnahmen gegen den Verkehrslärm auf der Gurnigelstrasse: «Wir sind schon eine Weile dran, nun kommt hoffentlich etwas Bewegung rein.» Zur Umsetzung kommt auch das Projekt «Lebendiges Gürbetal»; es soll die vielerorts grüne Wüste in ein «blühendes, zwitscherndes und summendes Tal» verwandeln – auf spielerische Art und Weise, mit Einbezug der Bevölkerung.
Ist Köniz bald Naturpark?
Dann verkündet Lydia Plüss die Neuigkeit, die sich schon seit 2022 angebahnt hatte, als das Könizer Parlament darüber diskutierte: Köniz macht den Schritt in eine Partnerschaft mit dem Naturpark Gantrisch. Mit der Absicht, womöglich per 2032 als Pfortengemeinde zum Naturpark zu gehören – mit den Gemeindeteilen, in denen die Agglomeration ausfranst und die Hügel in die Landschaft des Parks übergehen. Gemeinderat Hansueli Pestalozzi beschreibt diese Übergänge mit sichtbarer Verbundenheit: «Von der Landschaft her sieht man dort kaum, wo Köniz endet und der Naturpark beginnt.»
Übergabe der Geschäftsleitung
Schliesslich ist es soweit. Lydia Plüss verlässt nach zehn Jahren, davon die letzten vier als Geschäftsführerin, den Naturpark. Die zahlreichen Anwesenden, darunter auch extra und zum Teil weit hergereiste ehemalige Mitarbeitende, verabschieden sie mit einer stehenden Ovation. Sie bedankt sich beim Team, beim Vorstand, erzählt von Bibber-Momenten, vom «Wärche», vom Glück, ein Konglomerat aus Gemeinden, Freiwilligen und Behörden zusammenhalten zu dürfen. Oliver Berger, ihr Nachfolger, kenne die Gegend seit der Kindheit, sagt er. Nach vielen Jahren mit breiter Erfahrung in der Führung von Non-Profit-Organisationen und nach seiner letzten Tätigkeit in der Unternehmensberatung möchte er nun «zurück in die Praxis». Und da sind wir wieder beim Eingangs erwähnten «Chemp»: Lydia Plüss‘ Wunsch zum Abschluss des Abends ist an alle Anwesenden gerichtet: «Bleibt Nagelfluh, auch in Zukunft.»