Alpmilch-Gemeinschaftskäserei: Es tut sich was

Alpmilch-Gemeinschaftskäserei: Es tut sich was

Die vor knapp fünf Jahren gegründete IG Alpmilch kommt ihrer eigenen Käserei immer näher. Profitieren sollen Bauern und Betriebe der Region.

Kann Alpmilch nicht vor Ort verarbeitet werden, geht ein beträchtlicher Teil an Wertschöpfung verloren. Um wirtschaftlich käsen zu können, ist eine Zusammenarbeit nötig. Dies wird nun in Form einer neuen Käserei auf dem Gurnigel realisiert.

Die Idee einer gemeinsamen Alpkäserei in der Region Gantrisch besteht seit vielen Jahren. Es existieren nur noch wenige kleine Alpkäsereien, so dass ein Grossteil der im Gebiet Gurnigel-Gantrisch produzierten Alpmilch ins Tal verkauft wird, wo sie zu Käse verarbeitet wird oder als Industriemilch in den Handel gelangt. Dadurch entgeht den Alpbetrieben ein beträchtlicher Teil an Gewinn. Ausserdem besteht die Gefahr, dass die jetzigen Alpkäsereien beim nächsten Generationenwechsel verloren gehen, wenn die harte Arbeit nicht genügend Gewinn abwirft.

Was lange währt…
Im August 2015 wurde deshalb die IG Alp-milch als Zusammenschluss von Alpeigentümern und Hirten gegründet, mit dem Ziel, im Gurnigelgebiet Alpkäse herzustellen und zu vermarkten. «Das Projekt war von Anfang an sehr herausfordernd», sagt Christoph Glauser, Gründungsmitglied der IG Alpmilch. «In einem ersten Anlauf wollten wir ein Gebäude, das die Armasuisse zum Verkauf freigab, erwerben. Aber die Preisvorstellungen der Armee überstiegen unsere finanziellen Möglichkeiten. Auch jetzt sind immer noch einige Hürden zu überwinden bis zur Realisierung, aber wir erreichen einen Meilenstein nach dem anderen.»
Seit Juni 2019 hat das Projekt neu an Fahrt gewonnen: Es wurde eine Kerngruppe gebildet, mit dem Auftrag, Vorabklärungen zu treffen und die finanzielle Machbarkeit des Projekts abzuklären. Auch die Gantrisch Plus AG ist Teil davon: Als Betreiberin des Gurnigel Berghaus stellt sie den Alpbetrieben die Räumlichkeiten für den Einbau einer Gemeinschaftskäserei zur Verfügung. Lydia Plüss, beim Naturpark Gantrisch verantwortlich für den Bereich Wirtschaft, begleitet die Kerngruppe und nimmt Moderations- und Sekretariatsaufgaben wahr: «Man muss realistisch sein: Ein solches Projekt braucht Zeit, da verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Interessen involviert sind. Andererseits ist genau dies auch die grosse Chance: Die breite Abstützung minimiert die Risiken für die einzelnen Parteien und gleichzeitig fliessen viele Kompetenzen und Erfahrungen ins Projekt ein».

…wird endlich gut? 
Im Frühling 2020 werden die Umrisse der Gemeinschaftskäserei klarer: Insgesamt möchte man künftig 200’000 kg Milch zu Hartkäse, Mutschli, Raclette und Fondue-Käse und zu Joghurt, Butter oder Glacé verarbeiten und in den Sommermonaten direkt im Gebiet vermarkten. Es sind aber auch Verkaufspunkte in der Region sowie der Verkauf an Gastronomie oder über den Handel geplant. Nach einer Orientierungsversammlung im Februar dieses Jahres haben weitere Alpbetriebe ihr Interesse bekundet, sich zu beteiligen. Für den Bau und den Betrieb wird nun eine Trägerorganisation gegründet. Parallel dazu entsteht ein Businessplan und es werden Finanzierungsmöglichkeiten ausgelotet.

Alpwirtschaft, Tourismus und die Natur sollen profitieren
Auf die Frage, wer am Schluss profitieren soll, antwortet Ueli Michel, Präsident der Kerngruppe: «Wir sind überzeugt, dass dieses Projekt ein Gewinn für alle ist: zuallererst für die Hirten und die beteiligten Alpbetriebe, die mit ihren Produkten eine höhere Wertschöpfung erzielen können. Die Alpwirtschaft gewinnt an Bedeutung und es entstehen langfristige Zukunftsperspektiven. Indirekt sollen aber auch touristische Anbieter und das lokale Gewerbe profitieren. Unser Ziel ist es, dass die Region Gantrisch ihren eigenen Alpkäse herstellen kann, und dies quasi vor den Toren der Hauptstadt.»

Die Alpbetriebe im Einzugsgebiet der geplanten Käserei liegen im Perimeter der Moorlandschaft Gurnigel-Gantrisch mit nationaler Bedeutung. Durch die Sicherung der Alpwirtschaft wird auch die Bestossung, Nutzung und Pflege der Alpen gewährleistet und damit ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser wertvollen Natur- und Kulturlandschaft geleistet.

«Das Besondere an diesem Projekt ist, dass wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen», sagt Ueli Michel. «Alpgenossenschaften, Hirten, Gantrisch Plus, Naturpark – wo früher jeder für sich geschaut hat, wollen wir nun zusammen etwas realisieren.»

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Alpmilch-Gemeinschaftskäserei: Es tut sich was

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