Das Altersleitbild Toffen gibt es vor: «Seniorinnen und Senioren können solange wie möglich selbstständig, selbstbestimmt und unabhängig in ihrer vertrauten Umgebung leben.» Viele ältere Toffener und Toffenerinnen wohnen aber in für sie zu gross gewordenen, mit zu vielen Treppen ausgestatteten Einfamilienhäusern am Hang – weit weg von Einkaufsmöglichkeiten und öV. «Der Wunsch, ins Dorfzentrum hinunter zu ziehen, wurde immer wieder an mich herangetragen», erzählt Gemeindepräsidentin Ruth Rohr. Darum, und weil Toffen nach innen verdichtet werden soll, wurde das Projekt «Zelgli Ost» ins Leben gerufen.
Mitwirkung der Bevölkerung
Hinter dem Kirchlichen Zentrum sollen drei moderne Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 32 Wohnungen entstehen. Von Anfang an wurde die Bevölkerung zur Mitwirkung eingeladen. Am ersten Workshop Mitte Januar sammelten knapp zwanzig Interessierte Ideen. Durch den Abend leitete Deborah Eggel, Vorstandsmitglied der Wohnbaugenossenschaft «Wir sind Stadtgarten», welche das Projekt «Zelgli Ost» realisieren wird.
Eigentlich zu klein
Schnell wurde klar: Ein Genossenschaftsmodell entzieht zwar das Objekt der Spekulation und «Wir sind Stadtgarten» setzt auf qualitativ hochwertigen, aber preisgünstigen Wohnbau. Jedoch sind deswegen nicht automatisch günstige Mietwohnungen das Resultat.
«Eigentlich funktionieren Genossenschaften erst ab hundert Wohnungen», erläuterte Deborah Eggel ihre Berechnungen. Bei vielen Wohnungen oder älteren Bauten können tatsächlich Mieten unter dem Marktdurchschnitt angeboten werden. Andernfalls aber müssen in den ersten Jahren die hohen Investitionskosten abbezahlt werden.
«Jetzt probieren wir’s!»
«Die ‹eierlegende Wollmilchsau› gibt es nicht», fasste es Deborah Eggel zusammen. Trotzdem: Das Bedürfnis nach neuem Wohnraum im Dorfzentrum ist aktuell. Bedenken gibt es zwar («Wer zieht aus einem Einfamilienhaus in eine kleine 3 ½-Zimmerwohnung?»), aber Ruth Rohr stellte klar: «Der Zeitpunkt ist nie der richtige. Aber es sind höchst attraktive Wohnungen, die auf jeden Fall Bewohner finden. Jetzt probieren wir’s!»
Welches Modell?
«Wir sind Stadtgarten» orientiert sich an den Richtlinien des Bundesamtes für Wohnungswesen. So können Fördergelder oder eine Rückbürgschaft beantragt werden. Möglich sind dabei sowohl Mietwohnungen als auch Stockwerkeigentum, wobei finanziell eigentlich nur die zweite Variante Sinn macht.
Wenig Freude hatten die Vertreter der Kirchgemeinde, die als «kleine Partnerin» ebenfalls Bauland ans Projekt gibt. Für sie steht im Zentrum, dass günstiger Wohnraum entsteht. Man müsse es aber «auf weit hinaus» anschauen, hielt jemand entgegen. Ohne Spekulation würden die Mieten auf Dauer immer günstiger.
Entscheid für Stockwerkeigentum
Trotz nicht wenigen Spannungsfeldern zeichnet sich ein möglicher Weg ab. Am zweiten Workshopabend nämlich wurde beschlossen, auf das Modell «Genossenschaftliches Stockwerkeigentum» zu setzen. Es wird eine maximale Anzahl Familienwohnungen festgelegt, damit vorwiegend ältere Menschen eine Wohnung erhalten. Zudem soll in Einzelfällen eine Kostenmiete ermöglicht werden.
Noch vor den Sommerferien wird der Gemeinderat den definitiven Entscheid fällen.