«Ich habe genau das gefunden, was mir Spass macht und für mich stimmt», sagt die gelernte Schreinerin Lea Bähler, während sie ihren Arbeitsplatz in der «Schnätzi» zeigt. Bald wird sie ihr viertes Lehrjahr an der Schule für Holzbildhauerei in Brienz beginnen. «Der Schreinerberuf hat mir auch gefallen, trotzdem hatte ich immer das Gefühl, es sei noch nicht genau das, was ich will», erklärt sie.
Aus der ganzen Schweiz
Ein Rundgang im Schulgebäude bestätigt: Es herrscht allgemein eine gute Stimmung unter den 24 Lernenden. Die Schule in Brienz ist die einzige ihrer Art in der Schweiz, entsprechend kommen die angehenden Holzbildhauer aus dem ganzen Land. Die vierjährige Ausbildung wird zur Zeit von Lernenden zwischen 16 und 36 Jahren absolviert. «Zwei Drittel sind Frauen, was mir sehr passt», so Bähler. Im Schreinerberuf gab es immer wieder leidige Diskussion um Lohngleichheit und Unterschiede bei der Kraft: «Ich hatte immer das Gefühl, mehr leisten zu müssen, um ernst genommen zu werden. Hier ist das alles kein Thema, und das ist sehr befreiend.»
Viel Kreatives mitbringen
Die 22-Jährige ist in einer Sägerei in Wattenwil aufgewachsen: «Es war immer schön mit Holz zu arbeiten.» Ein Holzberuf sei aber nicht Bedingung für die Aufnahme in die «Schnätzi». Hingegen müsse man das Kreative schon in sich tragen. «Ich habe seit meiner Kindheit immer gerne gezeichnet», so Bähler. Immerhin musste sie eine mehrtägige Aufnahmeprüfung bestehen, da es doppelt so viele Bewerbungen hatte, als die Schule aufnehmen konnte. Viermal pro Jahr besuchen die Auszubildenden in zweieinhalb Blockwochen die Schule. Kunstgeschichte, Holzkunde, Gestaltung, Anatomie, Zeichnen jeglicher Art und auch betriebswirtschaftliche Fächer werden vermittelt. Die meisten Holzbildhauer und -innen werden einen selbständigen Betrieb aufbauen müssen, da das Stellenangebot sehr begrenzt sei. Der Kanton betreibt die Schule, daher ist der Besuch kostenlos. Jedoch müsse sie für den persönlichen Unterhalt jeweils in den Ferien arbeiten und erhalte auch mal einen bezahlten Auftrag. «Ja klar, meine Eltern leisten auch einen Beitrag», bekennt sie schmunzelnd.
Meissel, Schlegel und Motorsäge
Unter der Woche sind die Lernenden in der Fachschule an ihren Werkbänken tätig. Die Werkzeuge setzen sich aus diversen Meisseln und dem Schlegel zusammen. «Zum groben Bearbeiten des Holzstückes arbeiten wir mit Motorsägen in allen Grössen. Dieses Ausrüsten liegt mir am meisten», meint die angehende Holzbildhauerin. «Menschenskulpturen zu schaffen, interessiert mich.» So arbeitet sie zurzeit an einer Hexe, die sie an der Ausstellung zeigen will. An den beiden lebensecht dargestellten Laufenten arbeitete sie rund drei Wochen. Eine Bernhardinerhund-Skulptur schaut dem Betrachtenden wie lebendig direkt in die Augen. Eher reliefartig zeigt sich eine wunderschöne Qualle auf dunkelblauem Hintergrund. Grundsätzlich eigne sich gut gelagertes Lindenholz am besten zum Schnitzen. Es sei zudem günstig, da es für die Verarbeitung in der Schreinerei zu weich sei.
Aus der Region
Eine Ausstellung zu organisieren sei ein Projekt, das durch die Schule unterstützt werde. Das Ziel ist es, das Holzhandwerk aus der Region zu zeigen. So begab sich die junge Frau auf die Suche nach Holzschaffenden rund um Wattenwil. Sie stiess auf den Drechsler Erich Lehmann. Dieser stellt vor allem traditionelle Gegenstände wie Holzschalen und Pfeffermühlen her. Der Schreiner Jörg Zeller beschäftigt sich mit «Mondholz». Dieses werde nur bei einem gewissen Mondstand geschlagen. Er verarbeitet das Holz ökologisch ohne Leim und wird Stühle und Tische zeigen.
Die Stifter: Fred und Cécile
Zimmermann-Jungo
Ehrenburger der Burgergemeinde Wattenwil.
Fred Zimmermann wurde 1925 in Wattenwil im Gmeis geboren und absolvierte während der Kriegsjahre seinen Landdienst hier; auch später hielt er dem Dorf die Treue und krönte dies –
zusammen mit seiner Gattin Cécile Zimmermann-Jungo – mit der Fred und Cécile Zimmermann-Stiftung.
Die Stiftung als Kulturträgerin bietet Kunstschaffenden Raum für die Präsentation ihrer Werke in Wechselausstellungen und versteht sich als Treffpunkt kulturell interessierter Menschen.