Christoph Kauz, Sie verlassen den Naturpark Gantrisch nach fünf Jahren. Warum?
Als meine Frau Bettina, eine Ostschweizerin, und ich vor zehn Jahren ein Paar wurden, beschlossen wir, zuerst mal nach Bern zu ziehen. Wir liessen aber immer offen, später mal in ihre Heimat zu gehen. Nun ist die nächste Betriebsphase des Naturparks gesichert, zudem ist unser ältester Sohn im ersten Kindergartenjahr – es ist der richtige Zeitpunkt, um jetzt etwas Neues zu wagen.
Was fanden Sie bei Ihrem Stellenantritt vor?
Der Naturpark war damals noch ganz anders organisiert, nämlich hauptsächlich in Arbeitsgruppen mit Leitenden, die das nebenberuflich als Vertreter aus der Region machten. Sie waren alle sehr engagiert und der Park war so breit abgestützt, aber man merkte, dass es ein neues Konstrukt braucht. Um schneller reagieren zu können, mussten wir KMU-ähnliche Strukturen haben. Ich stieg beim Start dieses Umbaus dazu.
Was war Ihr Fokus in der ersten Zeit?
Vielerorts in der Region glaubte man: «Der Park macht alles.» Gleichzeitig wurden wir kritisiert, wenn noch nicht viele Resultate zu sehen waren. So ging es darum, unser Profil zu schärfen und unsere Rolle in vielem zu klären: Wo stehen wir aktiv für etwas ein? Wo helfen wir nur, zu koordinieren? Wann ist es besser, andere reden zu lassen? Heute ist viel klarer, dass wir gern Projekte unterstützen und bei der Vernetzung und Koordination helfen, aber dass die Initiative auch aus der Bevölkerung, von den Gemeinden kommen muss.
Auf welche Höhepunkte der letzten Jahre schauen Sie gern zurück?
Da gibt es einiges. Wir konnten in letzter Zeit viele Früchte ernten, für die schon vor zehn Jahren gesät und gearbeitet wurde. Als ich mich vor fünfeinhalb Jahren zum ersten Mal an Anlässen zeigte, wurde ich oft etwas schräg angeschaut im Sinn von: «Wer ist denn das hier vom Park?» Heute sind wir ein gut vernetztes und in der Region präsentes Team; man kennt und schätzt uns, was sehr schön ist. Andere Höhepunkte sind sicher der Gäggersteg, die erfolgreichen Landschaftspflegeeinsätze, die Vielfalt an regionalen Produkten und unsere Präsenz an verschiedenen Märkten.
Was waren Herausforderungen?
Das ist immer wieder die Frage bei Projekten in der Region: «Wie stehen wir als Naturpark dazu?» Oft ist es ein Spagat zwischen Naturschutz und Wirtschaftsförderung, der zu meistern ist. Ein schönes Beispiel für so ein gelungenes Projekt ist unsere Vermittlungsrolle bei den Senseparkplätzen. Es geht darum, Konsens zu suchen: intern im Team, mit den Gemeinden und gegen aussen. Die Zusammenarbeit in verschiedenen Netzwerken, auch mit dem Vorstand, ist aber sehr schön und eingespielt.
Waren Sie als Geschäftsführer eher im Büro oder draussen anzufinden?
Man ist schon sehr viel draussen, hat rund 60 Abendanlässe pro Jahr. Für vieles bin ich die Anlaufstelle und bin darum oft am Telefon oder präsent in Vereinen, Tourismusorganisationen, bei Gemeinden, in der Regionalpolitik und so weiter. Gleichzeitig gibt es viel «bürokratische» Arbeit, etwa das ganze Aufbereiten der Vernetzungsanlässe wie der Gantrisch Cafés, der Vorstandssitzungen, der Mitgliederversammlungen etc.
Wenn Sie in Ihrer neuen Heimat den Naturpark Gantrisch kurz erklären müssen – wie unterscheidet er sich von den anderen Schweizer Pärken?
Wir sind mit unserer Nähe zu Bern, Thun und Freiburg wohl der urbanste Park von allen. So sind wir eher eine Erholungsregion und weniger bekannt für lange Ferien. Wir sind sehr heterogen: Manche Gemeinden wie Belp verfügen über viel urbane Strukturen und Ausrichtung, andere hingegen sind äusserst ländlich. Das finde ich das Hochspannende in der Region Gantrisch – da sind viele verschiedene Ideen, aber man hält zusammen. Im Unterschied zu anderen Pärken gab es nicht schon vorher eine «Region Gantrisch», die hat sich erst in den letzten Jahren so richtig gebildet. Doch wir sagten: «Wir nehmen das als Chance wahr» und heraus kam etwas sehr Lebendiges und Spanndendes.
Wie geht es nun weiter mit dem Naturpark?
Wir sind ein super Team und sind gut vernetzt in der Region. Mit den Gemeinden besteht eine enge Partnerschaft. Die Region steht hinter dem Park. Nun wollen wir dort noch wachsen, so dass neue Partner hinzukommen können. Viele Organisationen und Geschäfte merken, dass der Naturpark nicht nur «grün» bedeutet, sondern offen für viele neue Partnerschaften ist, denn nachhaltige Entwicklung kann sehr vielseitig sein.
Werden wir Sie wiedersehen?
Wir bleiben als Familie weiterhin Mitglied des Naturparks und ich werde zukünftig gern immer wieder anreisen. Ich freue mich schon jetzt, alle wiederzusehen.
Christoph Kauz ist in Rubigen aufgewachsen. Der gelernte Elektromechaniker und Betriebs-
ökonom mit Schwerpunkt Mobilität und Tourismus war in der Eventplanung und Eventkommunikation tätig. Im Mai 2015 stiess er zum Naturpark Gantrisch, anfänglich als Leiter Tourismus; ein halbes Jahr später übernahm er die Geschäftsführung. Per Ende Januar 2021 zieht der zweifache Vater mit seiner Familie in die Ostschweiz.