Mit Erfindergeist gegen Foodwaste

Mit Erfindergeist gegen Foodwaste

Lukas Röthlisberger waren die Zvierireste der Kinder oder vergammelte Früchte ein Dorn im Auge. Dank seinem Tüftlergen und technischem Wissen entwickelte er ein Vakuumiergerät, das im erweiterten Umfeld reissenden Absatz fand. Nun soll das Projekt industriell produziert werden.

Besonders Eltern kennen diese Situation: Das Znüniböxli kommt zurück, die unberührten Rüebli-sticks wandern erst mal zurück in den Kühlschrank. Doch bald werden sie gummig und landen im schlimmsten Fall im Kompost. «Es muss doch eine andere Lösung geben», dachte sich Lukas Röthlisberger. An einem Wochenende vor rund einem Jahr machte sich der Entwicklungsingenieur an die Arbeit: «Ich suchte Vakuumpumpen, Drucksensoren und Schläuche zusammen, stimmte die Komponenten aufeinander ab.» Der Prototyp tat, wie ihm geheissen: In den Weckgläsern der Familie wurden wie bis anhin Radiesli, Kaffeepulver oder Minze aus dem Garten versorgt, danach schuf das Gerät ein Vakuum. «Wenn der Sauerstoff weg ist, wird die enzymatische Bräunung verhindert, die Oxidation, die man gerade bei Äpfeln oder Avocados schnell beobachtet», erklärt der Belper. Zudem hemme der Unterdruck das Wachstum von Mikroorganismen, wodurch die Lebensmittel länger frisch blieben. 

David findet kein Gehör bei Goliath

Ein Jahr lang benutzten Röthlisbergers den Prototyp unverändert. Dann stiess der Tüftler auf einen Glasbläser, der kundenspezifische Wünsche ausführt – so auch eine passende Glasglocke für das Vakuumiergerät. Unterdessen liess er das Gerät patentieren, zuerst in Deutschland, später auch in der Schweiz. «Das sind meine Zielmärkte», sagt er dazu. Hier kennt man die Weckgläser, die eigens fürs Einmachen geschaffen sind. Röthlisberger sieht seine Erfindung deshalb als Ergänzung zur verbreiteten Verwendung der bekannten Gläser. Sie ermöglicht die Verwendung der Weckgläser als herkömmliche Vakuumbehälter. Damit lassen sich frische oder trockene Lebensmittel vakuumieren und entsprechend im Kühlschrank oder Vorratsraum aufbewahren. Doch ausgerechnet in dieser Zeit, im Juni 2023, meldete die Firma Insolvenz an. Nachdem eine Investorengruppe Weck übernommen hatte, nahm der Jungunternehmer voller Hoffnung Kontakt zu den neuen Besitzern auf. «Ich war sehr motiviert, mit ihnen zusammenzuarbeiten.» Sogar der Name stand bereits: «Weckuum». «Im Familien- und Freundeskreis sprachen wir bereits vom «Weckuumieren», auch das Crowdfunding für die erste Kleinauflage sollte diesen Namen tragen.» Nach vielen Versuchen, die ins Leere liefen oder die verantwortliche Person knapp nicht erreichten, meldete sich jemand aus Deutschland. Sie seien mitten in einer Umstrukturierung und hätten zurzeit keine Kapazität für eine Zusammenarbeit. Und man solle doch bitte von der Marke Weck Distanz nehmen.

Mit neuem Namen auf der Suche nach Partnern

Zu diesem Zeitpunkt war das Crowdfunding richtiggehend heissgelaufen. Innerhalb der ersten 48 Stunden war die Kampagne bereits finanziert und die Bestellungen trudelten weiterhin ein. «Wir mussten auf die Bremse treten», schaut er mit einem Schmunzeln zurück. Die ersten 200 Stück seien mit dem bisherigen Verfahren realisierbar. Für mehr müsse eine industrialisierte Lösung her. Aktuell laufen Gespräche mit verschiedenen möglichen Herstellern, darunter Unternehmen, die angepasste und geschützte Arbeitsplätze bieten. Auch ein neuer Name ist gefunden: VerroVac. «Der Begriff funktioniert zwar weniger gut als Verb, aber er fasst das Vakuumieren mit Glasbehältern gut zusammen», so der 38-Jährige. Heute arbeitet er wieder höherprozentig als Entwicklungsingenieur. Im Februar hatte er, um das Wochenendprojekt endlich vorantreiben zu können, sein Pensum stark reduziert. «Um annähernd auf meinen Lohn zu kommen, müsste ich eine illusorisch hohe Stückzahl verkaufen», gibt er zu, «das funktioniert hinten und vorne nicht». Aber: «Ich bin Entwickler und nicht Geschäftsführer oder Verkäufer.» Er setze lieber um, als alles zuerst perfekt zu planen. Seine Frau und die drei Kinder standen hinter ihm, wofür er dankbar ist. Denn: «Wenn ich es nicht gewagt hätte, würde ich dies irgendwann bereuen.» 

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