Schritt für Schritt kämpfte er sich zurück – die Leidenschaft für diesen Sport und der Ehrgeiz liessen es nicht zu, aufzugeben. Nach der Operation in der Permanence Klinik in Bern und Monaten, die von schmerzhaften Stunden in der Rehabilitation in der Sportschule Magglingen und im Athletic Fitness in Bern geprägt waren, kehrte er auf die Skicrosspisten zurück.
Warum haben Sie sich für Skicross entschieden? Es ist bekannt, dass in dieser Sportart die Verletzungsgefahr besonders gross ist, weil vier Fahrer gemeinsam die Piste hinunterrasen und ohne Rücksicht auf Verluste den Körper einsetzen.
Ich fuhr zuerst alpin, doch irgendeinmal erlosch das Feuer, blieben die Erfolge aus. Ich flog nach Kanada, arbeitete dort als Skilehrer, wo ich dank einem kanadischen Trainer den Weg zum Skicross fand.
Nach Ihrer Rückkehr in die Schweiz bestritten Sie sogleich Rennen und im November 2021 erlitten Sie den Unfall. Wie verlief die erste Zeit danach, welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?
Im Knie war alles kaputt, was kaputt sein kann. Kreuzband, Innenband, Aussenband, Meniskus – mir war sogleich klar, dass der Weg zurück lang, steinig und dornenvoll sein wird. Nach einem Jahr Pause waren die ersten Rennen nicht einfach. Ich brauchte rund ein Jahr, bis der Mut und die Angriffslust wieder da waren.
Wie verliefen die Reha und die Rückkehr auf die Pisten?
Ich musste mir kleine Ziele stecken, Schritt für Schritt vorwärts gehen und Skifahren vorerst vergessen. Die Bilder der MRI-Aufnahmen ergaben ein so schlechtes Bild, dass Skifahren nicht mehr erste Priorität hatte, sondern ich erst einmal normal laufen lernen musste. Als ich nach sechs Wochen selbstständig ohne Hilfe gehen konnte, durfte ich nach Magglingen. Zuerst war ich ein Pflegefall, Wochen später erst begann die Reha mit der Physiotherapie.
Genau ein Jahr später standen Sie, ausgerechnet erneut im Pitztal, wieder auf der Piste.
Es brauchte zuvor viele Gespräche, auch mit meinen Eltern, und vor allem viel Geduld bei der harten Arbeit.
Im März 2023 stellte sich der erste Grosserfolg ein. Sie gewannen in San Pellegrino ihr erstes Europacup-Rennen und heute sind Sie auch im Weltcup bereits vorne dabei, in St. Moritz fuhren Sie auf Rang 7 und in Bakuriani auf Platz 10.
Unser Team ist so stark, dass es schwierig ist, sich im Weltcup für ein Rennen zu qualifizieren. Ryan Regez, Alex Fiva, Jonas Lenherr, Marc Bischofberger, Romain Détraz sind gesetzt, ein Dutzend weiterer Athleten machen die restlichen drei Startplätze unter sich aus. Die Konkurrenz ist gross, und trotzdem sind wir ein gut harmonierendes Team, alle sind im gleichen Alter, jeder hilft dem anderen, wir haben eine grossartige Stimmung und verbringen auch neben der Piste Zeit miteinander.
Im Moment pendeln Sie zwischen Weltcup und Europacup, sind nach Rang 10 im Weltcup in Bakuriani im Europacup auf der Reiteralm erneut zweimal in die Top Ten gefahren. Wo liegen die Unterschiede? Was macht es so schwer, im Weltcup vorne dabei zu sein?
Es ist das Gesamtpaket. Die Strecken im Weltcup sind anspruchsvoller, die Sprünge weiter, die Geschwindigkeit ist höher und, was die Fahrer betrifft, besteht ein Niveau-Unterschied. Die Taktik und die Erfahrung spielen eine grosse Rolle, man muss alle möglichen Szenarien im Kopf abspeichern, deshalb ist das Durchschnittsalter höher. Im Skicross ist man mit 16 Jahren noch nirgends, im Weltcup sind ausschliesslich Routiniers unterwegs.
Im Februar 2026 finden in Cortina d’Ampezzo die Olympischen Winterspiele statt. Ist dies eines Ihrer grossen Ziele?
Es kommen zuvor noch viele grosse Anlässe, an denen ich erfolgreich teilnehmen will. Aber Olympia 2026 ist ein grosser Traum von mir. Ich muss gesund bleiben und sportlich erfolgreich sein.
Wir verbringen Sie bis zu den Olympischen Winterspielen die Sommerpausen?
Im Sommer arbeite ich während zwei Monaten in meinem erlernten Beruf als Polymechaniker, das ist für mich eine willkommene Abwechslung, bei der ich den Kopf lüften kann. Sonst wird Kondition und Schnellkraft gebüffelt, ich jogge, surfe und fahre Mountanbike.