Sich rasch zurechtfinden, Entscheide in Sekundenbruchteilen fällen, strategisch vorausdenken – und dabei schnell unterwegs sein, auch über unwegsames Gelände, denn jede Sekunde zählt: Orientierungslauf ist ein anspruchsvoller Sport in vielerlei Hinsicht. Und er hat – nicht zuletzt dank technischen Neuerungen wie dem Live-GPS-Tracking – in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Internationale OL-Wettkämpfe, die in der Schweiz stattfinden, werden oft auch im Schweizer Fernsehen übertragen.
Vizeweltmeisterin mit der Staffel 2019, WM-Dritte 2018, Bronze im Gesamtweltcup 2017, Staffel-Welt- und Europameisterin 2014, mehrfache Schweizermeisterin: Sabine Hauswirth läuft ganz vorne mit. 2016 und 2017 schon in den Top 10, war sie die letzten beiden Jahre sogar stets unter den Top 6 zu finden – mit Tendenz nach oben. «Es macht Spass, es immer wieder neu zu probieren», findet die Kirchenthurnerin. Dieses Jahr fehlten ihr an der WM in der Mitteldistanz nur drei Sekunden auf eine Medaille, und das, nachdem sie sich nach einer Verletzungspause letztes Jahr zurückgekämpft hatte.
Die Hälfte des Jahres unterwegs
Orientierungslauf ist für die 32-Jährige mehr als ein Hobby. Sabine Hauswirth ist Profiläuferin und im Schweizer Nationalkader. «Rund 50% des Jahres bin ich für Trainingslager und Wettkämpfe auf Reisen», beschreibt sie, «da wird es schwierig mit regelmässiger Arbeit. Dank Sponsoren wie der Schweizer Sporthilfe oder dem Einrichtungshaus Probst in Belp – Hauswirth ist in Belp aufgewachsen – und dank ihres Fan- und Gönnerclubs wird ihr der volle Einsatz für den Sport ermöglicht.
Ihre Eltern waren bereits begeisterte Orientierungsläufer. Sie selbst war auch aktive Kinderbergsteigerin, Triathletin, Langläuferin und Fünfkämpferin in der Jugendriege Satus Belp. Schlussendlich entschied sie sich für den OL. Die Abwechslung in den verschiedenen Terrains – Moos, Sümpfe und keine Wege in Skandinavien, Sandsteingelände in Tschechien, viel Grün, Wald und Pfade in der Schweiz – entspricht ihr. Ebenso, dass nicht nur Kondition und Kraft gefragt sind, sondern auch Kopfarbeit: Kartenlesen, Routenplanung, Posten finden. Im OL wird unterschieden zwischen «Wald» und «Sprint». Bei letzterem werden die Wettkämpfe in Städten oder Dörfern ausgetrage und sind somit sehr publikumswirksam. Alternierend findet jedes Jahr jeweils eine Wald- oder Sprint-WM und -EM statt.
Auch im Winter viel draussen
Regelmässig trainiert Sabine Hauswirth in der Region Gantrisch, deren Wälder, Pfade und Gipfel sie von Kindheit an kennt. Zwei Tage pro Woche investiert die studierte Geografin in die Ausbildung zur medizinischen Masseurin. Nach dem Weltcupfinal Ende Oktober in China, bei dem sie in der Mitteldistanz sowie mit der Staffel je 7. und im Sprint 11. wurde, geht es bereits an die Vorbereitung auf den Weltcup in Neuchâtel, der im Mai 2020 über Auffahrt stattfinden wird. Den Winter hindurch ist Hauswirth vor allem auf den Langlaufskis unterwegs oder ab und an bei einem Cross- oder Strassenlauf anzutreffen. Lange erholen, wie jetzt nach einem Weltcupfinal, muss sie sich jeweils nicht… schnell zieht es die Athletin wieder in die Natur.