Anfangs war man noch eine Abteilung des TV Höfen, bei dem Daniel Studer Jugendleiter war. Das Interesse am Unihockey sei gross gewesen, es gab damals einen regelrechten Boom und so folgte 1995 die Gründung des Unihockey Clubs Höfe. Der Berner war eines der Gründungsmitglieder und spielte auch selbst. «Auf einem bescheidenen Niveau», wie er es ausdrückt. Anfangs gab es sowohl ein Herren- als auch ein Damenteam, die beide erfolgreich unterwegs waren. Inzwischen konzentriert man sich im Leistungssport auf die Frauen und Mädchen, die Jungs spielen ab den C-Junioren im leistungsorientierten Herrenverein UHC Thun, im Breitensport spielen nach wie vor Knaben und Männer bei UH BEO.
Höhepunkte gab es einige in seiner Geschichte, aber am meisten geprägt wurde der Verein laut dem Sportchef durch den Bau der eigenen Halle in Seftigen und den Namenswechsel. «Seit 2014 heissen wir Unihockey Berner Oberland (UH BEO), das hatte vor allem marketingtechnische Gründe», erklärt er. Schliesslich war und ist eines der Ziele die Professionalisierung des Damen-Unihockeys. Die Auswirkungen der beiden Meilensteine zeigen sich auch in der Tabelle. Zwischen 2005, als man das erste Mal in die NLA aufstieg, und 2016, als der Verein zum bisher letzten Mal in die NLB zurückkehren musste, lag das Team immer am Ende der Tabelle, zweimal stieg es ab und direkt wieder auf. Seit 2017 hat man sich im Mittelfeld etabliert. Die bisher beste Saison war 2018, als man die reguläre Saison auf Platz vier beendet hat und bis ins Halbfinale vorstiess. Die Ambitionen sind aber andere: «Natürlich wollen wir Meister werden.» Dafür ist sogar ein Extra-Tablar an der Wand mit den Trophäen im Clubraum reserviert – auch wenn da im Moment der Meisterpokal der 1. Liga Kleinfeld-Spielerinnen steht. Auch diese haben ein Ziel: «Nächstes Jahr den Cup gewinnen.» Studer sagt: «Es ist toll, wie motiviert und erfolgreich sie sind. Zum Teil sind es Frauen, die schon in den Anfangszeiten unseres Vereins dabei waren.»
Auch die C- und D-Juniorinnen sind Schweizer Meister geworden. Die U21 scheiterte knapp in der finalen Play-off-Serie. Alles ein Zeichen dafür, dass der Nachwuchs in den Startlöchern steht. «Die Basis ist eine gute Arbeit im Juniorenbereich, hier waren wir immer schon erfolgreich unterwegs. Es gab schon Aufgebote für die U19-Nationalmannschaften», meint der Sportchef stolz. Das war einer der wichtigen Punkte, die festgelegt wurden, als man sich auf die «Vereins-DNA» besann. Man habe erkannt, dass nicht nur die Mannschaft funktionieren muss, wenn man Meister werden will, sondern der ganze Verein: «Daher haben wir überlegt, was wichtig ist.» Man einigte sich auf: Familie («Wir sind alle gleich»), Professionalität («Wir sind nationale Spitze»), Juniorenförderung («Wir fördern die Basis») und «Wir wollen die Werte leben, mit ihnen wachsen und so die Ziele erreichen». Langfristig will man eben nicht im Mittelfeld bleiben, sondern den Meisterpokal nach Seftigen holen. «Man kann es nicht planen – Sport ist unberechenbar –, aber die Faktoren möglichst gut beeinflussen», ist der Sportchef überzeugt. Wichtig sei jedoch, dass das Ziel mit Frauen und Mädchen aus der Region erreicht wird: «Wir wollen sagen, dass das Berner Oberland den Titel geholt hat. Die Basis muss aus der Gegend kommen. Es ist daher schön zu sehen, dass wir im Juniorenbereich so erfolgreich unterwegs sind.»
Wie bei den meisten Sportvereinen ist es zu 95% ehrenamtliche Arbeit und «auf zu wenige Schultern verteilt». Der Oberländer ist seit 30 Jahren dabei und ist sich sicher: «Wir waren noch nie so gut aufgestellt wie heute. Sowohl sportlich wie auch operativ. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung.» Für ihn selbst bedeutet Unihockey Entspannung, es ist nicht mehr das Wichtigste in seinem Leben. Als Firmeninhaber ist er beruflich eingespannt: «Ich hänge nicht an dem Amt, wenn jemand anders es übernehmen will, lege ich sicher keine Steine in den Weg, sondern unterstütze meine Nachfolge, wo es nur geht.» Aber noch ist es nicht so weit. Man sei professioneller, sei da, wo man vor zehn Jahren hinstrebte, doch: «Wir sind immer noch nicht angekommen, Sport ist ein Prozess, man muss sich stetig weiterentwickeln.» Kleinere Schattenseiten gibt es für ihn ebenfalls: «Früher ist man mit Kollegen und Trainern noch in den Ausgang gegangen, heute steht der Sport im Vordergrund. Für mich sind zudem das Familiäre und das Soziale wichtige Punkte.» Er ist der Überzeugung, dass am Ende ohne Spass keinen Erfolg haben wird. Am Ende ist es ein Spagat bei der Semiprofessionalisierung, man soll auf der einen Seite Profi sein, auf der anderen Seite fehlen die finanziellen Mittel. Es sei eine Herausforderung in einem Spannungsfeld.
«Zum Glück haben wir tolle Sponsoren, viele schon seit langer Zeit. Es ist schön, wie gross die Bereitschaft ist, Institutionen zu unterstützen, die es Kindern ermöglichen, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. Emotionen für Kinder sind einfach unbezahlbar», zeigt sich der 48-Jährige dankbar. Die Gemeinde Seftigen bleibt nicht unerwähnt: «Es ist nicht selbstverständlich, was sie für uns gemacht hat. Wir haben hier unser Zuhause, einen Anker gefunden und sind angekommen.» Schliesslich hatte der Verein lange gesucht, bis man den Platz fand, um eine eigene Halle zu bauen. Die war wichtig: «Wir hatten nicht die Trainingsmöglichkeiten, die wir brauchten in Höfen.» Es dauerte am Ende 15 Jahre, bis der Traum der eigenen Spielstätte verwirklicht werden konnte, doch es war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Zielverwirklichung, die heisst: Meister werden mit Frauen aus der Region. Auf das man in Seftigen in den nächsten Jahren den Titelgewinn feiern kann.
INFO
www.uhbeo.ch
Vom 19. bis 21. August findet der BEO Cup 2022 statt.