«Ich denke immer weit in die Zukunft»

«Ich denke immer weit in die Zukunft»

Es begann mit einer ersten Idee, nun ist man im «Bernapark» in Stettlen schon mitten in der Umsetzung. Ähnlich soll es im Gantrischgebiet vorangehen. Unternehmer Hans-Ulrich Müller hat im Frühsommer einige seiner Pläne für die Region präsentiert.

Sein Name taucht immer wieder in den Schlagzeilen auf. Das aber im positiven Sinn. Immer wieder kauft er bekannte Liegenschaften. So wie eben die Kartonfabrik Deisswil, aus welcher der «Bernapark» entstand, oder das Schloss Thun mit einem Hotel, einem Restaurant und einem Seminarzentrum. Aber auch im Verteilgebiet dieser Zeitung ist der gebürtige Belper aktiv. Im Mai wurde bekannt, dass er gemeinsam mit seiner Familie das Flughafenhotel gekauft hat. Die Müllers verbindet einiges mit dem Ort. So führten sie zuerst als Pächter für einige Zeit nach dem Krieg das Restaurant und bauten 1963 das Flughafenrestaurant und -hotel im Baurecht. Sein Bruder Christian wurde in einer Mitteilung der Flughafen Bern AG nach dem Verkauf mit den Worten zitiert: «Meine Brüder, meine Schwester und ich sind hier aufgewachsen und nun wollen wir der Bevölkerung und dem Flughafen etwas zurückgeben.» Schon vorher erwarb Hans-Ulrich Müller das Berghaus Gurnigel, das Kurhotel Ottenleue und das Gurnigelbad.

Dem ehemaligen Banker liegt das Gantrischgebiet schon seit seiner Kindheit am Herzen: «Ich verbinde viele schöne Erinnerungen damit. Da ich in Belp aufgewachsen bin, verbrachte ich unzählige Tage und Wochen im Gantrisch. Das hinterliess positive Spuren.» Seine Urgrosseltern führten das Restaurant Sonne in Riggisberg, am Wochenende war er mit dem Skiclub Belp auf den Pisten am Gurnigel unterwegs und in einem Skilager hat er seine Frau Marlise kennengelernt. «Die Region wird von vielen engagierten Menschen, Projekten und Vereinigungen geprägt. Meine ‹Liebe zur Region› hat mich dazu gebracht, in sie zu investieren», erläutert Hans-Ulrich Müller. Er sei mit Freude und Leidenschaft ein Teil davon. «Es geht mir darum, einen Beitrag zu leisten, dass der Gantrisch als Naherholungsgebiet noch attraktiver wird und wir Gemeinschaften schaffen, von denen alle profitieren können.» Es sei aber nicht nur die schöne Landschaft: «Draussen in der Natur überlege ich anders. Das gibt mir Kraft.»

Im «Bernapark» wird Wohnen, Gewerbe und Freizeit bereits vereint, eine ähnliche Strategie verfolgt man nun im Gantrischgebiet. Langfristig sollen beim Gurnigelbad, beim Berghaus Gurnigel und im ehemaligen Kurhotel in Ottenleue Ressorts entstehen. Da kommt die Frage auf, ob Müller keine Angst habe, dass zu wenig Leute abseits der Dörfer und Gemeinden leben wollen. «Weshalb sollte ein solches Gebiet, das eine Perle ist – was nicht nur meiner Meinung entspricht, sondern auch die vielen Touristen zeigen – nur für Kurzaufenthalte geeignet sein, wenn man auch jeden Morgen und jeden Abend dort geniessen kann?», stellt er eine Gegenfrage, gibt aber zu: «Die Frage ist berechtigt, schliesslich kann man nicht von meiner Meinung auf einen gesamten Markt schliessen. Angst habe ich aber nicht.»

Das Prinzip sei in den Grundzügen überall das gleiche: «Wir fangen klein an und vergrössern das Angebot der Nachfrage entsprechend.» Am Anfang startet die Bernapark AG jeweils mit flexibler Planung. Falls zum Beispiel kein Interesse besteht, die Apartments im Gurnigelbad zu mieten, dann können diese auch zu klassischen Hotelzimmern umfunktioniert werden. Es gelte immer die gleiche Motivation: «Einen Beitrag leisten, damit der Gantrisch als Naherholungsgebiet noch attraktiver wird.» Müller sei zufrieden, wenn sich die Projekte mittelfristig selbst tragen werden und eine nachhaltige Wirkung erzeugen.
Das zunehmende Verkehrsaufkommen, das von vielen befürchtet wird, ist ebenfalls ein wichtiges Thema für den Unternehmer. Ende Juni trafen sich die Verantwortlichen von der Bernapark AG mit Vertretern aus den umliegenden Gemeinden, wobei neben den Informationen zu den anstehenden Projekten auch lange über die Verkehrspolitik diskutiert wurde. «Wir haben beschlossen, die ‹ARGE Mobilität Gantrisch› zu gründen. Ein erstes Treffen ist für August geplant», erläutert der 71-Jährige. «Es ist uns selbst wichtig, dass die Bevölkerung hinter dem steht, was wir tun, und es auch mitprägt. Sie haben schliesslich, zusammen mit den Behörden, das letzte Wort. Ohne sie geht es nicht.»

Lange Zeit war Müller bei der Credit Suisse tätig. Es sei immer eine schöne Aufgabe gewesen. Viele seiner interessanten Tätigkeiten, wie einen Beitrag leisten für die Gewährleistung von Arbeitsplätzen oder Verbindungen zu schaffen, erlebe er heute im «Bernapark». Wenn auch vielleicht nur unterbewusst, aber so seien seine Entscheidungen und Aktivitäten von seiner Vergangenheit geprägt. «Mir wurde im Laufe der Jahre bewusst, dass ich mich mehr für Menschen und Projekte als für Zahlen interessiere. Als Banker habe ich mich darüber gefreut, wenn wir als Bank etwas ermöglichen konnten», so der Unternehmer. Sein ehemaliger Beruf und die Tätigkeit als Unternehmer seien sich nahe. Man sei aufeinander angewiesen, damit es überhaupt erst möglich ist. «Die beiden Welten sind sich ähnlicher als man denkt», meint er.

Welche Bedeutung Menschen für ihn haben, zeigt sich, wenn er immer wieder auf sein Team verweist. Die Meinungen und Inputs der anderen sind ihm wichtig. Dass es nicht nur grosse Worte sind, sondern er sich wirklich dafür interessiert, zeigt sich bei einem Rundgang im «Bernapark». Jeder, egal ob Arbeiter auf der Baustelle, Mieter oder Gründerinnen eines Start-up-Unternehmens, wird gegrüsst und es bleibt Zeit für einen Meinungsaustausch. Dazu passt es, wenn Müller sagt: «Mit den verdichteten Quartieren, die langfristig in allen Liegenschaften in der Region entstehen sollen, möchte ich erreichen, dass die Leute nicht vereinsamen. Das liegt mir am Herzen.»

Seine Visionen reichen weit in die Zukunft. So ist seine Hoffnung, dass das Gantrischgebiet in 20 Jahren genauso «charmant und attraktiv ist wie heute sowie nach wie vor als Naherholungsgebiet für alle dient». Zudem glaube er, dass die heute schon bestehende Gemeinschaft noch stärker wird und noch mehr Synergien genutzt werden können. «Ich kann mir vorstellen, dass die Standorte – Gurnigelbad, Gurnigel Berghaus und Ottenleue – von vielen Menschen als Erholungsgebiet geschätzt werden und auch Bewohnerinnen und Bewohner ihr Erstdomizil dort haben werden», gewährt Müller einen Einblick in seine Gedanken. «Ich denke immer sehr weit in die Zukunft. Man muss gross denken und klein anfangen.» Er müsse aber nicht alles selbst machen, sondern er hofft, dass er den Anstoss gibt, damit sich noch weitere an die Umsetzung solcher Visionen trauen – für die Region.

Kirstin Burr

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«Ich denke immer weit in die Zukunft»

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